Anekdotisch Evident

Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei

Körper und Messlatten

| 9 Kommentare

Der Körper ist ein „absoluter Ort“. Wie stark wir ihn auch verändern, verlassen können wir ihn nicht. Er schwitzt, er missfällt uns, er bereitet uns Schmerzen, gleichzeitig ist er unser einziges Instrument, die Welt zu erfahren. Alexandra fragt sich, was unsere Beziehung zum Körper prägt. Ist es möglich, in einer Gesellschaft, die permanent Aussagen über gute und schlechte Körper trifft, eine authentische Beziehung zu seiner Leiblichkeit aufzubauen?

Auch Katrin hadert mit der inneren Stimme, die ihr immer neue Messlatten vorlegt. Es gilt, den eigenen Ansprüchen zu genügen, sein Potenzial maximal zu entfalten, in allen Lebensbereichen Perfektion walten zu lassen. Aber zu welchem Preis? Woran messen wir uns eigentlich? Und wozu?

Shownotes:
In trockenen Büchern: ITB025 Ortswechsel
Reclam: Claire Marin: An seinem Platz sein
Ullstein: Saralisa Volm: Das ewige Ungenügend
Goodreads: Susie Orbach: Bodies
Dumont: Reshma Saujani: Mutig, nicht perfekt

Wir brauchen eure Unterstützung!

Um diesen Podcast am Leben zu erhalten, brauchen wir euch! Sowohl finanziell, als auch ideell. Wenn ihr könnt, lasst ein paar Euro da. Ansonsten erzählt euren Freunden und Bekannten von uns.

9 Kommentare

  1. Danke vielmals für eine weitere tolle Folge Eures ebenso informativen wie unterhaltsamen Podcasts.
    Auch wenn es nicht meine Art ist, möchte ich ausnahmsweise eine Anmerkung machen, die Deinen Teil der Sendung betrifft, Katrin. Es liegt mir fern, eine Grenze zu überschreiten, aber ich hoffe, möglicherweise einen hilfreichen Denkanstoß geben zu können, und glaube zu wissen, dass Du dafür offen bist.
    Was Du als Masslatte bezeichnest, sind in meinen Augen die Folgen von Glaubenssätzen, also tief in uns verankerten „Wahrheiten“, die wir schon in frühester Kindheit zu verinnerlichen beginnen. Dazu können mehr oder minder unbewusste Überzeugungen zählen wie: „Ich bin wertlos“, „Ich bin nur liebenswert, wenn ich den Erwartungen entspreche“, „Ich genüge nicht“.
    Meine Überzeugung ist, dass an diesen Glaubenssätzen angesetzt werden muss, um Deine Messlatten loszuwerden. Das Berufsfeld zu wechseln, würde nichts ändern, weil Du Deine Glaubenssätze in den neuen Beruf mitnehmen würdest. Zugleich muss Dein Selbstwert gestärkt werden. Dass Du eine erfolgreiche, kluge, empathische etc. Frau und vor allem gut genug bist, wirst Du erst wissen, wenn Du es Dir selbst glaubst. Dass andere es sehen und Dir sagen, hilft nicht (nachhaltig).

    • Hallo,
      danke für deinen Kommentar, der insofern gar nicht grenzüberschreitens sein kann, da ich mich ja auch mehr als sonst geöffnet habe 🙂
      Ob Glaubenssätze oder Messlatten – ich denke wir meinen unabhängig davon, wie wir es nennen, in der Tat dasselbe. Zumindest läuft die Erkenntnis, die ich jetzt kognitiv immerhin schon einmal hatte, darauf hinaus: Dass es eben gar nicht so sein MUSS, sondern das etwas ist, das ich mir selbst auferlegt habe und immer wieder neu auferlege, egal wie gut ich bin oder wie viel ich erreiche. Es ist eben nie genug.
      Und daher ist meine Arbeitshypothese über mich und meine Zukunft: Es ist genug. Nur muss ich das eben auch erst einmal verinnerlichen und mit Leben füllen. Aber es war kognitiv schon die richtige Abbiegung, die auch geholfen hat, aus meiner Depression rauszukommen, in der ich leider war. Weswegen es mir auch gar nicht möglich war, ein anderes Thema in die Sendung mitzubringen, denn das war so allgegenwärtig in den letzten Wochen und Monaten und auch so lähmend, dass für andere – schönere – Themen kein Raum mehr war. 🙁

      • Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich bin froh und erleichtert, dass ich Dich nicht vor den Kopf gestoßen habe.
        Du hast völlig recht: Es ist genug. (Mich beeindruckt, was Du alles tust, kannst, erreicht hast – aber ich weiß, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung selten übereinstimmen.) Der Grund, warum ich Dir schrieb war, dass ich schon oft an dem Punkt war, etwas begriffen zu haben, und dann doch in alte Verhaltensmuster und Abwertungen zurückfiel, weil mir das mit den Glaubenssätzen nicht klar war. Leider genügt, zumindest bei mir, die Erkenntnis nicht: Ich muss die Glaubenssätze ändern, damit der Erkenntnis die innere Gewissheit folgt (wie Du schreibst: um es mit Leben zu füllen). Dieses Ändern der Glaubenssätze ist leider eine langfristige Aufgabe.
        Ich hatte die Hoffnung, dass es Dir vielleicht hilft auf Deinem Weg, wenn Du weißt, in welche Richtung Du tätig werden könntest. Das ist mir auch deshalb ein Anliegen, weil ich mich mit Depression auskenne und weiß, wie viel Energie das raubt und wie klein die Welt dadurch wird. Schon deshalb, aber auch, weil ich Deine Arbeit sehr schätze und den egoistischen Wunsch habe, noch lange und viel von Dir (und Alexandra) zu hören, wünsche ich Dir alles Gute und dass Dich diese wichtige Erkenntnis in eine schönere, leichtere Zukunft trägt.

  2. Hallo ihr zwei,

    ich höre euren Podcast sehr gerne. Und ziehe immer wieder spannende Denkanstöße aus euren Ausführungen, um mich in dieser wirren Welt besser zurecht zu finden. Danke dafür 🙂 Warum ich euch endlich mal schreibe ist, weil ich mich voll in Katrins Öffnen über ihr Problem mit dem Perfektionismus wiedergefunden habe. Es ist schön zu hören, dass man nicht alleine ist mit seinem Problem. Ich wünsche dir, dass du einen guten und nachhaltigen Weg findest damit um zu gehen. Und hoffe ihr macht eure Podcasts noch lange weiter 🙂

  3. Hallo Ihr beiden,
    zu Eurer Podcastfolge „Körper und Messlatten“ fielen mir zwei Dinge ein:

    1. Meine (befreiende) Erfahrung ist, dass man die meisten Dinge erst tausendmal schlecht machen muss, bevor man sie gut machen kann. Das nennt sich Lernen. Wer sich die tausend schlechten Versuche ersparen will, bleibt in der Komfortzone hängen, und ich versuche, mir und anderen die Toleranz zu geben, dass die tausend unvollkommenen Versuche auch sein dürfen und der Weg zur besseren Beherrschung der Sache sind. Fröhlich dilettieren ist oft der Schlüssel zum Erfolg.

    Warum spielen z.B. so viel mehr Männer als Frauen in Bands? Weil sich die Jungs trauen, mit 15 Jahren und ihren ersten drei Gitarrenakkorden auf die Bühne zu gehen und dort erst mal scheiße zu klingen. Mit 30 haben sie dann die Bühnenerfahrung, um wirklich zu überzeugen. Dieser Mut zur Häßlichkeit fehlt uns Frauen leider oft (sicher auch, weil wir viel stärker bewertenden Kommentaren von außen ausgesetzt sind).

    2. Als „kleine gewöhnliche Therapeutin“ bin ich oft voller Bewunderung für Euch „große Podcasterinnen“, die etwas können, wozu wir gewöhnlichen Menschen nicht imstande sind. Lustig, dass Katrin das genau umgekehrt empfindet… Lasst uns beide stolz sein auf das, was wir zur Welt beitragen, jede an ihrem Platz.

    Ganz liebe Grüße und macht weiter so!

  4. Mit euren Podcast(s) etwas Wärme in die Welt zu bringen finde ich ebenso wichtig wie andere soziale Tätigkeiten auszuüben. Und guten Journalismus haben wir auch zu wenig.

    Meiner bisherigen Erfahrung nach wird man in dem was man tut immer besser. Wenn man damit schon etwas sinnvolles tut also am besten dabei bleiben (solange es einen zufrieden macht natürlich).

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.