Glück
Keine Sorge, in dieser Folge geht es nicht um den Glücksbegriff der Tee-Industrie oder den sicheren Weg in die Zufriedenheit, sondern um das Gegenteil von Pech, also Glücksfälle, die man auf das Wirken des Zufalls oder „Schicksals“ zurückführt, ein Zusammenspiel günstiger Ereignisse, scheinbar unabhängig von eigenem Zutun, von Leistung oder Anstrengung. Während manche Menschen jedes Gelingen in ihrem Leben auf Glück zurückführen, beharren andere auf ihrer Leistung, obwohl vermutlich auch viel Glück dabei war. Katrin fragt sich, wie wir den Unwägbarkeiten des Lebens begegnen sollten.
Schreiben
Bei Alexandra dreht sich in dieser Folge alles um das Glück des Schreibens. Dabei denkt sie über die Bedeutung nach, die das Aufschreiben von Gedanken, Gefühlen und Beobachtungen in ihrem eigenen Leben hatte und setzt sich mit einem Essay von George Orwell auseinander, der vier Motive des Schreibens identifiziert hat: Freude an Ästhetik, das Bedürfnis, Zeugnis abzulegen, politisches Engagement und Egoismus. Heute bestimmen zunehmend Trends, Bestseller-Marketing und die Sucht nach Aufmerksamkeit, was geschrieben wird. Von welchen Dämonen lassen wir uns treiben und wohin?
Shownotes:
- The Happiness Lab Podcast
- Krautreporter: Martin Gommel über Manifestation (€)
- ae Wellness
- Spektrum: Geworfenheit
- Philomag: Heideggers Geworfenheit
- Wikipedia: Bildsamkeit
- Wikipedia: Richard Wiseman
- n-tv: Die gleichen Lottozahlen in Israel
- ae Hoffnung
- Wikipedia: Macchiavelli – Der Fürst
- George Orwell: Why I write (Original Text)
- Deutschlandfunk: Olga Tokarczuk: Übungen im Fremdsein (Besprechung)
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8. April 2024 um 23:25
Vielen Dank für eure Sendung. Beim Thema Glück musste ich doch schmunzeln, weil ich glaube das Kadda am Ende durch die Hintertür dann doch die Ansicht „jeder ist seines Glückes Schmied“ vertritt und ich musste an den Film über den McDonalds-Gründer denken, der immer Schallplatten zum Thema „Beharrlichkeit“ hörte.
Denn am Schluss ist halt leider auch Kaddas Fähigkeit in ihrer Armutsphase trotzdem hartnäckig zu Netzwerken reiner Zufall. Du bist gesund genug gewesen, hattest den richtigen Familiären Hintergrund, bist in eine politisch stabile Gesellschaft geworfen worden, hast die richtige genetische Ausstattung usw.. Die Frau, die immer Gewinnspiele gemacht hat ebenso.
Am Ende ist natürlich alles Zufall. Es gibt keinen freien Willen (wovon sollte er auch frei sein). Es gibt kein magisches Talent.
Trotzdem heißt das natürlich nicht, dass wir eine Gesellschaft schaffen sollten, die sich in einem fatalen Determinismus verheddert, wie im Mittelalter. Aber der Grund ist nicht, dass wir eine magische Kontrolle über unser Glück haben.
Sondern einerseits schlichtweg weil Menschen ein wenig motivierter und emotional zufriedener sind, wenn man sie „einfach mal machen lässt“. Und andererseits, weil unsere Welt so komplex ist, dass wir nicht in der Lage sind das Schicksal jedes einzelnen vorherzusehen und für jeden die perfekten Entscheidungen zu treffen (von der Korrumpierbarkeit einer solchen Gesellschaft ganz zu schweigen).
An beidem ist letztlich der Sozialismus gescheitert: Die Menschen waren unmotiviert und die Pläne waren schlecht und alles war durchsetzt mit Korruption.
9. April 2024 um 6:54
bis ich zu dem komme, was Richard Weiseman sagt, sage ich doch genau das gleiche! Und ich relativiere das auch nur insofern, als dass man innerhalb der geworfenheit versuchen kann, möglichst viele Gelegenheiten zu schaffen, an denen man Glück haben könnte. Nur zusammengenommen ergibt sich ein sinnvolles Ganzes für mich. Es geht hier nicht um ein entweder / oder
11. April 2024 um 8:36
Was ich an dem Thema „Glück“ so spannend finde: Es ist vermutlich das Urthema von Politik.
Die Kernfrage, die ihr diskutiert habt, ist letztlich die Frage, die rechte und linke Politik voneinander unterscheidet: Rechts ist, wer glaubt, dass jeder für sein Glück selbst verantwortlich ist. Links ist, wer glaubt, dass niemand für sein Glück verantwortlich sein kann. Egal, ob es um wirtschaftliche Themen geht, wie reich und arm, oder auch um die Frage gesellschaftlicher Privilegien, wie zwischen Männern und Frauen, Migranten und Alteingesessenen usw..
Ich finde so spannend daran, dass beide Extreme nicht richtig funktionieren und wir uns letztlich immer in einer permanenten Aushandlung zwischen beiden Extremen befinden. Sind Leute allein für ihr Glück verantwortlich landen wir in einer brutalen Ellenbogengesellschaft. Spricht man ihnen die Verantwortung für ihr Glück vollkommen ab, landen wir im Autoritarismus.