Wer Kritik äußert, macht sich unbeliebt. Wer sie empfängt, ist selten begeistert. Dabei sollten wir froh sein, dass wir sie haben. Als Funktion des Verstandes verhilft sie uns zum guten Urteil, als Funktion der Gesellschaft deckt sie Probleme auf und schafft die Grundlage für bessere Verhältnisse. Doch die Kritik steckt in der Krise. Bewertungen im Internet bilden nicht Qualität, sondern Macht und Reichweite ab, während die zunehmende Sensibilisierung der Individuen oft mit Kritikunverträglichkeit einhergeht. In dieser Folge beschäftigen wir uns (natürlich kritisch!) mit den vielen Seiten des redlichen und unredlichen Zerlegens, Bemängelns und Bewertens.
Links und Hintergründe
- Suhrkamp: Hermeneutik und Kritik von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
- Suhrkamp: Was ist Kritik? (Essay-Sammlung)
- Deutschlandfunk Kultur: Maike Weißpflug: „Hannah Arendt. Die Kunst, politisch zu denken“: Welt ist, was umstritten ist
- Encyclopedia of Arkansas: Desegregation of Central High School AKA: Little Rock Desegregation Crisis
- Podcast „sexy und bodenständig“: Folge 18: Kritik
- Der Freitag: Du sollst deine Leser nicht beschämen
- PhiloMag: Andreas Reckwitz: Dialektik der Sensibilität
- Forbes: Game of Thrones Fans are starting to get hysterical
- Wikipedia: Kritikkompetenz
- New York Times: Meet the Renegades of the Intellectual Dark Web
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Vielen Dank!
8. Januar 2020 um 22:49
Sehr geehrte Frau Rönicke
Ich habe heute morgen Ihren Podcast zum Thema „Kritik“ mit grossem Interesse und Gewinn gehört. War spannend wie ein Krimi – und vor allem beidseitig ein aufmerksam geführtes Gespräch. Ich schätze das.
Immer wieder fiel im Gespräch triggerartig der Name von Svenja Flasspöhler und immer wieder nahmen Sie Bezug zu Hannah Arendt.
Nun glaube ich, dass für Frau Flasspöhler Hannah Arendt ähnlich wichtig ist wie für Sie (siehe https://m.youtube.com/watch?v=ztsc95WXidU ab 27:10).
Von daher wäre es vielleicht spannend, wenn Sie und Frau Flasspöhler einmal ein Gespräch über Arendt führen würden.
Herzliche Grüsse
Jürg Fischer
9. Januar 2020 um 10:28
Oh ich habe mich so gefreut, dass wieder ein Podcast von euch da ist.
Ich finde es übrigens nicht schlimm, dass es nicht so regelmässig passiert, weil man immer raushört, wie viel Recherche und Nachdenkzeit drinsteckt. Ich glaube, das ginge gar nicht, wenn ihr das mit einem strikten Veröffentlichungsrhythmus tun würdet… so freue ich mich immer besonders.
Es ist total schön, weil ihr immer wieder Dinge ausformuliert, die ich irgendwie mal gedacht, aber nie aussprechen konnte.
Bei Alex muss ich sagen, dass es mir ähnlich ging. Auch mal total fasziniert von der GWUP und den Skeptikern, bis ich gemerkt habe, dass es oft nur darum ging, sich über andere lustig zu machen… auf Dauer fand ich das extrem unangenehm und kalt. Auch Ben Shapiro höre ich mir gelegentlich an, weil der teilweise bescheuert ist, aber auch echt manchmal Punkte hat, die mir widerstreben, aber nicht von der Hand zu weisen sind.
Bei Katrin ist mir aufgefallen, dass ich auch beobachte, wie sich Gruppen immer mehr einigeln und weniger öffentlich kritisieren. Sehr spannend alles.
Danke euch!
10. Januar 2020 um 21:06
Vielen Dank für die schöne Folge!
Zum Thema der Problematik von Online-Bewertungen hier noch eine Vortrags-Empfehlung vom jüngsten Chaos Communication Congress:
„Inside the Fake Like Factories“
https://media.ccc.de/v/36c3-10936-inside_the_fake_like_factories
Von gekauften Bewertungen und Likes hat ja jeder schon mal gehört, aber in dem Vortrag werden das Ausmaß und die „Erzeugung“ noch einmal sehr greifbar deutlich.
22. Januar 2020 um 23:16
Hallo ihr beiden!
Danke, danke, danke für diese Folge! Ihr habt mir hier so oft aus der Seele gesprochen, dass ich richtig geflasht bin.
Ich halte mittlerweile diesen Mangel an Willen zum Ertragen, oder besser sogar Wertschätzen, von Ambiguitäten und Differenzen für eines der größten Probleme unserer Zeit.
Alexandra, ich bin immer wieder sehr beeindruckt davon, wie du komplexe Themen total differenziert und durchdacht kommentierst und das gleichzeitig aber auf eine ganz geradlinige, präzise Art. Ich meine, das ist ein mega Talent.