Anekdotisch Evident

Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei

Nachschlag Humor

| 5 Kommentare

Auch in diesem Nachschlag zum Thema Humor kommen noch einmal die ganz großen Fragen auf den Tisch – wir haben Kommentare unserer Hörer*innen dabei, nehmen kritische Artikel unter die Lupe, sezieren sexistische und rassistische Witze und Sprüche, betrachten die Läuterung des Louis C.K., die Rolle von Repräsentation im Humor-Business (und in der Kultur allgemein) und vor allem werben wir (mal wieder) für Ambiguitätstoleranz.

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5 Kommentare

  1. Hallo ihr lieben,

    da ich so ein bisschen das Geschehen im Stand-Up verfolge (überwiegend im amerikanischen Bereich) dachte ich mir, ich trage eine Liste zusammen von empfehlenswerten KünstlerInnen, die mMn. viel erwähnenswerter sind als ein Louis C.K. obwohl ich damals durch die Empfehlung von Holgi auch ein großer Fan von ihm war. Ich vertrete in dem Bereich aktuell die Haltung, dass die Fankultur von Louis C.K im Gegensatz zu früher gewandelt hat und und ich das nicht wirklich supporten möchte. Seine art von “Apology” scheint unter den Comedians auch nur so mittelgut angekommen zu sein (vor allem unter Frauen im Stand Up, deren Meinunug für mich eine Art Grützedetektor geworden ist) .

    In fast allen Fällen finden sich die Specials als Album entweder auf Spotify oder Apple Music. Oder es gibt was auf YouTube

    Jena Friedman – American Cunt
    Sehr trocken, sehr präzise, sehr dark.
    Auszüge:
    https://www.youtube.com/watch?v=xy2bh1L5_pI
    https://www.youtube.com/watch?v=wV-NcNwXqcA

    Erin Foley – Deep Dive, Lady with Pockets
    u.A LGBTQ, insgesamt eher feel good

    Jackie Kashian – I Am Not the Hero of This Story und andere
    eine meiner lieblings-Stand-Ups. Sehr menschlich, hat einen tollen bit über den Genozid in Armenien. Ja, wirklich.

    Laurie Kilmartin – 45 Jokes About My Dead Dad.
    Ihr Vater ist an Krebs gestorben. Und das war ihre art damit umzugehen – ein Stand Up Special.

    Hannah Gadsby – Nanette, Douglas (beides auf Netflix)
    In dem Zusammenhang sehr interessant auch ihr TED-Talk anzusehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=87qLWFZManA
    Und dieses Interview. Dort wird auch u.a. die Frage angeschnitten wie sie mit ihrem Autismus umgeht:
    https://www.youtube.com/watch?v=PaT__mzkHbA

    Catherine Ryan – Glitter Room (Netflix)
    Single mother, eine der unterhaltsamsten Publikumsinteraktionen am Anfang des Specials.

    Tig Notaro – Diverses
    Ich möchte hier besonders ihr “Taylor Dayne”-bit hervorheben. Sie arbeitet mit Pausen und Stille wie kein anderer:
    https://www.youtube.com/watch?v=jSwzYB545hY

    Uuuund hier noch ein paar Männer, die jeweils einen anderen Twist reinbringen.

    Chad Daniels – Dad Chaniels
    Sicht eines Vaters.
    Es gibt einen bit über Menstruation. Von einem Mann. Das keins der üblichen Klischees bedient.

    Mike Birbiglia – Sleepwalk With Me, My Girfriends Boyfriend, alles auf Netflix..
    Großartiges Storytelling, überwiegend feel good..
    Und dieses einzelne Bit ist auch toll:
    https://www.youtube.com/watch?v=uIpQPWomHMg

    Wenn man die Specials etwas kennt finde ich es interessant zu beobachten, aus welcher Position der/die ProtagonistIn agiert, was erwartet man und wie wird die Erwartung gebrochen… Nicht wenige schreiben dort ja auch für diverse Shows, ab und an kann man das an der Konstruktion der Bits erkennen..

    Vielleicht findet ihr was interessantes 🙂

  2. Hallo. Ich bin Amerikanerin und lebe in Deutschland. Ich höre mir euren Podcast ab und zu an. Ich hatte ein paar Gedanken, als ich diese Folge hörte:

    1. Es gibt eine wachsende Idee in der amerikanischen Comedy-Szene, dass Humor nicht „nach unten schlagen“ sollte (comedy shouldn’t punch down). Das bedeutet, dass man Witze über die eigenen Gruppen oder Gruppen mit mehr Macht machen kann, aber nicht über die mit weniger Macht. Witze über Trans-Personen sind also nur OK, wenn eine Trans-Person sie macht, zum Beispiel. Oder Witze über reiche weiße Menschen sind OK, denn sie haben die ganze Macht und werden durch den Witz nicht wirklich verletzt.

    2. Ich habe Gilmore Girls nie gesehen. Ich denke aber, dass man auch die Absicht hinter dem Witz berücksichtigen sollte. Wollen die Autoren, dass die Zuschauer das Verhalten der Mutter lustig finden?

    3. Ich denke, der Hauptpunkt bei Louis C.K. ist, dass er mit dem Trauma, das er diesen Frauen bereitet hat, Geld verdient. Nicht nur dadurch, dass er weiterhin Comedy machen kann, sondern auch dadurch, dass er das, was er getan hat, in den Mittelpunkt seines neuesten Specials stellt und das Publikum ermutigt, das, was er getan hat, nicht als große Sache zu sehen, weil er ja Witze macht.

    4. Ich habe ein paar Empfehlungen für Comedians. Kumail Nanjiani hat früher Stand-up gemacht und sogar seine alten Specials sind immer noch aktuell. Ich mag auch Maria Bamford, John Mulaney und Gina Yashere sehr gerne.
    Sie machen den Podcast nicht mehr, aber ihr könntet „2 Dope Queens“ ausprobieren, um neue Comedians zu entdecken, die nicht nur heterosexuelle weiße Männer sind. Es ist ein Podcast von zwei berühmten schwarzen Komikerinnen in Amerika. Sie stellen in jeder Folge zwei oder drei Comedians vor. Es war einer meiner Lieblingspodcasts und ich bin traurig, dass er vorbei ist.

  3. Ich finde den Umgang Louis C.K.s wie ihr ihn beschreibt auch gut. Ich finde es schwierig, ihn vorzuwerfen, er verdient jetzt mit dieser Sache Geld, wie Jessie es etwähnt. Wenn man das macht, werden zweite Chancen und die Option, sich zu verändern und damit auch anerkannt zu wetden, zu einer Unmöglichkeit.

    Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Louis C.K. das nur aus seiner Machtposition heraus so einfach machen kann. Also genau die Machtposition, die den sexuellen Übergriff ermöglicht hat, ermöglicht ihm auch, sich jetzt derart souverän in Bezug darauf zu inszenieren. Er hat schließlich die Bühne, das Publikum und auch finanzielle Mittel. Und nicht zuletzt das Wohlwollen vieler, das endlich mal ein weißer alter Mann das richtige tut anstatt in den Abwehrmodus zu gehen.

  4. Liebe Alexandra,
    da du von der Vielfalt der Harfenmusik schwärmst habe ich mich gefragt, ob du den Schnarrenzug schon kennst? Dieses „barocke Effektgerät“ ist z.B. hier sehr schön zu hören:
    https://www.youtube.com/watch?v=RZHE8BWkha4
    Euch beiden ganz herzlichen Dank für zahllose, wunderbare Nachdenkimpulse und dir Alerxandra weiterhin viel Freude beim Harfelernen!

    • Liebe Gundel, tatsächlich ist dieses Video von Merit Zloch eins der ersten gewesen, die mich angenehm überrascht und davon überzeugt haben, was für ein spannendes und für allerlei Klangexperimente offenes Instrument die Harfe ist. Gerade solche „hässlichen“ Geräusche wie die Schnarrhaken brechen mit dem Klischee des Seichten und Gefälligen. Danke, dass du mich daran erinnert hast! 🙂

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