„Nächstes Jahr schenken wir uns nichts!“, hallt es jedes Jahr an Weihnachten aus dem Berg von zerknülltem Geschenkpapier. Doch der Vorsatz mag noch so oft und mit guten Argumenten gefasst werden, wir wissen alle, dass es nie funktionieren wird. Es liegt einfach in der Natur des Menschen, schenken zu wollen, ja, schenken zu müssen.
Die Bandbreite der Reaktionen auf ein Geschenk reicht dabei von funkelnden Augen bis zu entgeisterten Blicken. Denn Geschenke können nicht nur erfreuen, besänftigen und nützlich sein, sie können auch enttäuschen, entwürdigen und kränken. Wem schenken wir was und warum? Gibt es gute und schlechte Anlässe fürs Schenken? Wie finden wir das rechte Maß? Ein Thema, das wir uns einfach nicht schenken konnten.
Links und Hintergründe
- Wikipedia: Geschenk
- Wikipedia: Marcel Mauss
- Suhrkamp: Wilhelm Schmid: Vom Schenken und Beschenktwerden
- YouTube: Jimmy Kimmel: I gave my kid a terrible present
- Twitter: #EineSorgeWeniger
- Transcript Verlag: Die Gabe als drittes Prinzip zwischen Markt und Staat?
- FAZ: Geschenke verpflichten, aus der Kulturgeschichte des Schenkens
- Open Library: Geschenkt. Zur Kulturgeschichte des Schenkens.
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25. Dezember 2021 um 16:24
Wiedermal super Folge, besten Dank für die gute Arbeit.
Bei den Geschenk-Arten von Wilhelm Schmid fehlten mir die Geschenke, die man kleineren Kindern zu Weihnachten oder Geburtstag schenkt. Natürlich gibt es eine gewisse Pflicht, diese zu kaufen. Aber man versucht dann meistens (ich zumindest) sich ein bisschen Zeit zu nehmen und zu überlegen worüber sie sich besonders freuen würden. Freude-Geschenke waren laut Beschreibung ja „ohne Anlass“. Wie seht ihr das?
Liebe Grüße und hohoho frohe Weihnachten,
Holger
PS: Außer meinen Kindern „müsste“ ich nur meiner Schwester und meiner Partnerin etwas schenken. Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass wir uns nicht schenken, weil wir genug Kohle haben und uns jederzeit selbst etwas kaufen (können), wenn wir es haben wollen. Fühlt sich manchmal komisch an, aber funktioniert gut. Just do it! 😉
1. Januar 2022 um 20:18
Super Folge! Hat mich zu einem „Geldgeschenk“ motiviert – oder ist es gar kein Geschenk…?
Ich kenne die Asymmetrie bezüglich der Geschenke als Machtdemonstration (oder als solche empfunden) sehr… Und auch das Thema – wann ist ein Geschenk emotional gut für beide Seiten… Wann ist es berechnend, wann ein Zwang?
Euer Podcast hat sehr toll viele Aspekte geliefert – bei manchen war ich auf der gleichen Seite, bei einigen stehe ich gegenüber und entwickle durch Euch etwas mehr Verständnis. Der Podcast ist sehr zu empfehlen und diese Folge stach darunter für mich noch heraus.
Vielen Dank!
4. Januar 2022 um 20:12
Spannende Folge! Habe die Tage auch viel über Geschenke nachgedacht, vor allem weil ich zu Weihnachten mehrere Geschenke bekommen habe, die mir nicht gefallen bzw. das ist eigentlich zu stark gesagt, es sind einfach Sachen, die ich nicht brauche… Diese Geschenke habe ich von Freundinnen bekommen, mit denen ich Heiligabend nicht gefeiert habe, sie haben mir Weihnachtspost geschickt. Eigentlich ein schöner Gedanke, Weihnachtspost. Aber ich habe mich auch gefragt, wann das angefangen hat, dass ich Geschenke von Menschen bekommen habe, mit denen ich an Heiligabend gar nicht zusammen bin. Als ich jünger war, gab es Geschenke nur von/für die, die bei der Bescherung da waren.
Was ich mich noch gefragt habe, ist warum ihr meint, dass das mit dem „wir schenken uns nichts“ eh nicht klappt. Ich bin da zuversichtlicher. 🙂 Mein Partner und ich schenken uns nichts zu Weihnachten. Heiligabend verbringen wir im größeren Familienkreis, da schenken sich die Erwachsenen nur kleine Essensgeschenke (dazu muss man, wie Ihr auch angemerkt habt, die Leute natürlich auch gut kennen – ich habe schon öfter selbstgemachte Liköre oder Kräutersalze bekommen, die bei mir eingestaubt sind…). Den „weniger-schenken“-Gedanken anzusprechen, fand ich in der Familie aber einfacher, als bei Freundinnen (da scheut es mich auch und ich habe Sorge, undankbar zu wirken).
8. Januar 2022 um 11:26
..da möchte ich mich anschließen; für mich klappt das mit dem Nichtschenken jetzt schon das halbe Leben. Platt gesagt kann ich „mit dem Konzept des Schenkens nichts anfangen“; es hat mich als Jugendlicher so gestresst keine Geschenkideen zu haben, aber auch zu merken, dass ich mit dem Geld, das meine Eltern in meine Geschenke gesteckt haben selbst hätte viel mehr anfangen können, dass ich mit 17 das Schenken und Beschenktwerden für mich abgeschafft habe (ich ignoriere auch meinen Geburtstag).
Wie bei Vally stellen auch für mich Lebensmittel eine Ausnahme dar (und Dinge, von denen ich denke, dass andere mehr damit anfangen können).
Ich muss sagen, dass Nichtschenken für mich wirkliche Befreiung gewesen ist und möchte es nicht missen 🙂
+ auch von mir vielen Dank für diese wieder mal sehr bereichernde Folge!
15. Januar 2022 um 12:27
Danke für diese Folge! Danke auch an Thomas und Vally für Eure Beiträge!
Ich denke ich war 16, als ich meinen Eltern mitteilte, dass ich keine Geschenke mehr von Ihnen zum Geburtstag und an anderen Feiertagen möchte. Leider fällt es meiner Mutter noch immer schwer, meinen Wunsch zu respektieren. Ich bin über 40. Aber so halte ich es ich es seither in meiner Familie, in Freundschaften und mit meinem Partner. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht über Geschenke freue oder selbst nichts verschenke. Ich störe mich nur sehr an Geschenken, die durch „Zwänge“ wie sie durch kulturell/gesellschaftlich konstruierte Anlässe (Weihnachten, Geburtstage usw.) kommen und die für mich das Schenken so krass aufladen und Stress erzeugen. Menschen die vor Weihnachten im Wahn durch die Läden rennen und ihre Geschenkeliste abarbeiten, das sind Bilder des Grauens für mich.
So oft, zu oft, ist es mir passiert, dass meine Familie Zeit und Geld für Geschenke investiert hat, die mir keine Freude/Nutzen gebracht haben. Hatte ich doch, was ich brauchte. Für mich waren das dann Geschenke für den Müll, aber da konnte ich sie nicht (gleich) hintun, weil das für die Schenkenden enttäuschend gewesen wäre. Und so sammelten sich diese Dinge mit denen ich so wenig anfangen konnte um mich herum und sie belasteten mich. Wenn ich heutzutage solche Geschenke bekomme, gebe ich sie gleich weiter, z. B. in einer Kiste vor der Haustür. Und auch sonst schenke ich, wenn ich etwas geben kann das Verwendung findet. Das kommt mitunter dann sehr spontan. Das Geschenk kann materiell (neu, gebraucht) oder immateriell (Zeit, Information, …) sein und natürlich ist der Zeitpunkt variabel. Diese Sicht- und Herangehensweise führt dazu, dass ich eigentlich fortwährend schenke. Und ich werde so auch fortwährend beschenkt. Ich denke, dass ich so in eine für mich bessere Verbindung/Beziehung mit Menschen getreten bin und Dinge, aber auch Wissen und Zeit eine sinnhaftere Wertigkeit für mich bekommen haben.
Leider ist meine Sicht- und Herangehensweise bezogen auf die Arbeitswelt nicht konfliktfrei. Im Zuge meines Jobwechsels bekomme ich das gerade zu spüren. Dort ist die Erwartungshaltung, dass alle mind. 5 EUR in den Hut werfen und sich abwechselnd was ganz Tolles überlegen. Normal in der Berufswelt. Für mich immer wieder Hölle und was für ein Minenfeld,so unterschiedlichen Menschen meine Gedanken und Emotionen dazu näherbringen zu wollen. OPEN FOR RECOMMENDATIONS I AM <3
4. Januar 2022 um 20:19
PS. Noch etwas. Kadda, du hast mir schon einige Bücher geschenkt und mir damit viel Freude bereitet! Geschenkt dadurch, dass du von den Büchern in den Podcasts erzählt hast und ich sie daraufhin gekauft habe. Das Geschenk besteht für mich in der Entdeckung, nicht im Geldausgeben. Die Bücher, an die ich mich spontan erinnere, sind: Briefe an Milena von Kafka; Midnight Library von Matt Haig und Come as you are von Emily Nagoski. Danke dafür!
Und noch eine Empfehlung von mir, die du vielleicht schon kennst – hast du gesehen, dass es von Robert Macfarlanes Lost Words jetzt eine wunderbare Postkartenbox gibt: https://www.lehmanns.de/shop/literatur/56212659-9780241534090-the-wild-cards