Anekdotisch Evident

Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei

ae22 Freundschaft

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Freundschaft ist, bei allen Lobliedern, die auf sie gesungen wurden, ein sensibles Thema.  Jeder hat dazu Geschichten, die von Verletzungen, Enttäuschungen, Brüchen und Irritationen erzählen… und doch scheint ein Leben ohne Freunde nicht lebenswert. Sie begleiten uns durch Glück und Unglück, helfen uns, unseren Selbstwert zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mit guten Freunden überflügeln wir unsere Beschränkungen, wachsen wir über uns selbst hinaus. Aber wie steht es um die Freundschaft im Zeitalter der Selbstoptimierung, wenn volle Terminkalender und Nutzenorientierung auch über zwischenmenschliche Beziehungen bestimmen? Wir haben über die dunklen und lichten Seiten der Freundschaft gesprochen und festgestellt: Ja, sie ist eine Überforderung – aber auch eine Lebenskunst, die wir heute mehr denn je brauchen.


Links und Hintergründe

Aristoteles: Freundschaft in der „Nikomachischen Ethik“

Lexikon der Psychologie: Freundschaft

Projekt Gutenberg: Michel de Montaigne: Über die Freundschaft

Deutschlandfunk Kultur: Ein Denkmal für einen Freund: Michel de Montaigne: „Von der Freundschaft“

Kate Leaver: The Friendship Cure

BBC World Service: The Why Factor: Female Friendships 

BBC World Service: The Why Factor: Male Friendships

Suhrkamp: Georg Simmel: Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung

Suhrkamp: Wilhelm Schmid: Vom Glück der Freundschaft

SRF Kultur: Sternstunde Philosophie mit Ina Schmidt: Freundschaft – der Schlüssel zum Glück?

Wikipedia: I love you, man! (Film)

Wikipedia: Ziemlich beste Freunde (Film)

Matthes & Seitz Berlin: Byung-Chul Han: Digitale Rationalität und das Ende des kommunikativen Handelns

Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz: Freundschaft mit dem Fuchs

 

 

6 Kommentare

  1. Hallo Katrin,
    Ist der Psychologe der dir entfallen war, mit der maximalen Anzahl von „150 Freunden“, vielleicht Robin Dunbar?
    Ich kenne ein ähnlich klingendes Konzept aus dem englischen unter dem Namen Dunbar’s number: https://en.wikipedia.org/wiki/Dunbar%27s_number
    Ich habe davon gehört weil dies angeblich für Firmen oder Organisationen im Wachstum eine schwierige Grenze ist, ab der die vormals informellen Beziehungen durch striktere formelle Regeln ersetzt werden müssen, um nicht in Chaos auszuarten.

    Vielen Dank auf jeden Fall für diese Folge. Werde meine einzige tiefe Männerfreundschaft in Zukunft auf jeden Fall besser pflegen. Habe die bis jetzt immer für viel zu selbstverständlich gehalten, auch weil sie schon so lange da ist. Scheinbar sind diese Beziehungen aber gerade ab 30 seltene Wesen. 🙂

    Viele Grüße,
    Johannes

    • Hallo Johannes,

      danke für die Gedächtnisbrücke – genau den meinte ich! Robin Dunbar.

      Liebe Grüße und viel Freude bei der Freunschaftspflege.

      Katrin

  2. Hallo Katrin, Alexandra,

    vielen Dank, dass ihr euch das Thema vorgenommen habt. Diese Folge und der kleine Leitfaden von Wilhelm Schmid haben mir echt geholfen etwas Struktur in meinen Gedanken zu dem Thema gebracht \o/ (gerade bzgl. der Bewertung von wachsenden Unterschieden oder Ungleichheiten).

    Viele Grüße,
    Sven

  3. Liebe Katrin,
    liebe Alexandra,

    Dankeschön für den gelungenen Podcast. Es tut gut zu hören, dass es nicht nur mir schwer fällt Freunde zu finden. Für mich ist Zeit das wertvollste, was einander geschenkt werden kann und das bekommt immer mehr Gewicht; weil wenn ich Freunde frage, ob sie Zeit haben, ich meistens nur Absagen bekomme. Das lässt mich an meiner Person zweifeln, so nach dem Motto „will denn keiner etwas mit mir zu tun haben?“ … Und dazu noch Freunde zu haben, welche die nächsten vier Wochen verplant sind und ich meinen Terminkalender zücken muss, um das Treffen zu vermerken. Nur dass es dann einen Tag vorher wieder zu einer Absage kommt. Wertgeschätzt fühlt man sich da nicht und der Gedanke alleine besser dran zu sein, bestärkt mich.
    Aber ich glaube auch, das liegt an der Mentalität der Menschen; hier in Nürnberg heißt es viel mehr Nein. Als ich eine Zeitlang in Hamburg lebte, waren die Menschen dort viel spontaner, aufgeschlossener und lebendiger. Das vermisse ich sehr.
    Weil irgendwann reicht es einem auch, immer nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Ich möchte auch etwas unternehmen, zusammen. Und nicht alleine.

    Ich hoffe viele werden diesen Podcast hören und sich neue Gedanken zum Thema Freundschaft machen, um den eigenen Standpunkt neu zu reflektieren.

    Viele liebe Grüße,
    Laura

    • Danke für deinen schönen Kommentar! Du sprichst da ein wichtiges Problem an. Wo sind die Zeiten hin, als man sich auf die gemeinsam verbrachte Zeit noch GEFREUT hat, statt die Verabredung als weiteren nervigen Punkt auf der To-Do-Liste anzusehen? Wobei ich betonen möchte, dass ich mich von dieser Denke nicht ausnehme. „Spontan, aufgeschlossen, lebendig“ kann man nur sein, wenn man nicht ständig mit bunten time-slots im Google-Kalender operiert und nicht jeden Bereich des Lebens betrachtet wie etwas, das man verwalten, abarbeiten, produktiv verwerten muss (ich verweise dazu auf die Folge über „Unverfügbarkeit“ aus meinem Podcast „In trockenen Büchern“). An Freundschaft sollte man eben nicht die Frage stellen „Was genau habe ich davon, wenn ich mich mit dir treffe?“ – denn dann ist der Andere, der doch um seiner Selbst willen wertgeschätzt werden sollte, kein Freund, sondern nur Mittel zum Zweck. Es kann gar nicht genug diskutiert werden über die Frage, wie wir aus dem Wahn wieder rauskommen, sämtliche Bereiche unseres Lebens in ökonomischen Kategorien zu denken, denn das killt alle Lebendigkeit (und Lebendigkeit bedeutet eben auch: Unvorhersehbarkeit, Unberechenbarkeit, Unsicherheit).

  4. Hallo Alexandra, hallo Katrin,
    Eure Folge über Freundschaft war sehr inspirierend, vielen Dank!
    Wichtig war für mich vor allem die Erkenntnis, dass es nicht nur die „absolute Seelenverwandtschaft-Helfer in jeder Notlage“-Freundschaft gibt, sondern verschiedene Abstufungen von Freundschaft. Immer wenn ich seitdem unter mir zugewandten, freundlichen Mitmenschen bin, fühle ich mich „unter Freunden“ und bin damit glücklich. Wen man dann tatsächlich nachts um drei in einer Notlage anrufen kann, zeigt sich meiner Erfahrung nach sowieso erst im Ernstfall. Da habe ich schon Überraschungen in beide Richtungen erlebt, und es hängt oft mehr davon ab, wer momentan gerade die nötigen zeitlichen und psychischen Ressourcen frei hat.

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