Scham ist keine schöne Emotion. Und doch formt sie uns wie keine andere. Sie begleitet uns in allen Lebensphasen, bringt unser Selbstbild hervor und prägt unser Verhältnis zur Gesellschaft. Jeder hat eine Schamgeschichte; Scham ist der Stoff, der Literatur und Kunst befeuert.
Es gibt so viele Gründe, rot zu werden, wie es gute Gründe gab, uns mit diesem schmerzhaften Thema intensiv zu beschäftigen. In der zweiten Folge unseres neuen Podcasts präsentieren wir euch also ein Bouquet unserer schönsten Blamagen, Wissens- und Staunenswertes über die Scham, etwas handfeste Forschung und noch mehr verschämte Plauderei. Ist euch jetzt schon peinlich? Dann nichts wie reinhören!
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Shownotes
- Lena Gorelik: „Sie sprechen aber gut Deutsch“ – eine Rezension, die Katrin für den Freitag geschrieben hat
- Wikipedia: Zonen-Gaby
- Wikipedia: Relative Armut
- Wikipedia: Basisemotionen
- Wikipedia: Edvard Munchs Bild „Pubertät“
- „Bitte freimachen“ von Katrin
- ZEIT: Migranten: Warum schämt ihr euch?
- „Sex. 100 Seiten“ von Katrin
- Rowohlt: „Von wegen aufgeklärt!“, von Jan-Uwe Rogge
- „Schwarze Pädagogik“ von Katharina Rutschky – ein sehr alter Artikel dazu in der ZEIT
- Filmtipp: „Das weiße Band“
- Wikipedia: Pranger und Schandmantel
- Caitlin Moran: How to build a girl – eine Rezension, die Katrin für die FAZ geschrieben hat
- Huffington Post: “Twilight”: Sexual Longing in an Abstinence-Only World
- Die Elias-Duerr-Kontroverse in der ZEIT
- Tagesspiegel: Scham zündelt im Körper
- Scham: 100 Gründe rot zu werden im Hygienemuseum Dresden:
23. März 2017 um 11:00
Hach, ich wollte Euch die Kontroverse von Hans-Peter Duerr und Norbert Elias nahelegen, aber ihr habt das ja gelesen.
23. März 2017 um 13:38
Hallo,
würde euch gern etwas unterstützen. Aber lieber nicht als „Abo“.
Habt Ihr eine Kontonummer für sowas?
23. März 2017 um 20:40
wir melden uns in Kürze mit Möglichkeiten für dich!
23. März 2017 um 19:47
Mir fiel, als ihr über Masturbation als Schamthema spracht, was zweifellos im Leben der meisten Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt ein Schamthema ist, etwas auf, über das ich mir zuvor noch nie direkte Gedanken machte: Zu meiner Jugend gebrauchte die Religionslehrerin den auf der biblische Geschichte um Onan basierenden Begriff Onanie und erklärte uns, wiesondas etwas ganz ungehöriges ist; unsere Biologielehrerin, die uns durchaus klar machte, dass es etwas ganz normales im Leben eines Menschen ist, benutzte jedoch den Begriff Masturbation (oder einfach Selbstbefriedigung) – die verschiedenen Aussagen hinter den beiden Begriffen müssen sich so bei mir festgesetzt haben, dass „Onanie“ selbst heute in meinem Kopf moralisch verwerflicher klingt als „Masturbation“, obwohl es ja dasselbe bezeichnet. Und spinne ich diesen Gedanken weiter, könnte das jedoch bedeuten, dass das Schamgefühl nicht nur davon abhängig ist, was in der jeweiligen Kultur normal ist und was nicht, sondern auch, wie Dinge von Autoritätspersonen, als die ich meine Lehrer:innen durchaus ansah, erklärt werden. Bei dem genannten Beispiel, als der Junge in der Mädchengruppe gefragt wurde, ob er onaniere, konnte ich jedenfalls sofort verstehen, wieso er mit nein antwortete, und ich bin mir ehrlich unsicher, ob die Antwort anders gelautet hätte, wäre ein anderer Begriff verwendet worden.
Vielen Dank, dass ihr mich mit eurem wunderbaren Podcast zum Nachdenlen anregt.
23. März 2017 um 20:41
ja, Onanie ist auch das Wort, das in der Geschichte eine Rolle spielt.
schön, dass wir anregen konnten – ich denke seitdem selbst die ganze Zeit weiter an diesem Thema, dabei wäre bald mal das nächste dran mit vorbereiten …
🙂
26. März 2017 um 22:03
Hallo Katrin
Das mit den Worten ist mir auch aufgefallen, besonders Masturbation („Befleckung, Unzucht mit der Hand“) versuche ich selber zu vermeiden. Viel schöner finde ich Selbstbefriedigung („sich selber Frieden geben“) oder auch Selbstliebe, was dann etwas über den rein körperlichen Aspekt hinausgeht.
Bei der Thematik Sexualität und Scham wäre noch erwähnenswert, dass dies auch ganz bewusst als Machtinstrument missbraucht wurde/wird, besonders Frauen wird ja quasi eine eigene Sexualität abgesprochen, ausser in einer Beziehung mit einen (männlichen) Partner. Oft gelingt es erst viele Jahrzehnte später die eigene Lust zu erkennen/erfahren/leben. Das durfte ich in meiner Arbeit auch schon begleiten und es waren unglaublich kraftvolle, bewegende Momente.
Vielen Dank für den tollen Podcast, bin schon gespannt auf die nächste Folge.
P.S. Katrin: Den Titel deines Buches hättest Du gern sagen können, nur keine falsche Scham 🙂
23. März 2017 um 21:20
Ich dachte früher immer, Onanie sei für Jungs und Masturbation für Mädchen.
Interessant ist übrigens das polnische, gern von fanatischen Christen gebrauchte Unwort “samogwalt”. Es bedeutet Selbstvergewaltigung, Selbstmissbrauch, ist damit also ein schweres Vergehen gegen sich selbst. Gruselig, oder?
23. März 2017 um 22:11
Ich hatte viel Spass beim Zuhoeren!
Wie ist denn das mit dem Fremdschaemen? Warum ist es einem (mir jedenfalls) peinlich, Menschen zu sehen die etwas tun, das mir peinlich waere wenn ich sowas taete? Liegt es daran, dass schon das Danebenstehen/Anschauen die Gefahr mit sich bringt mit demjenigen assoziiert werden der/die handelt?
cheers, Nico
24. März 2017 um 0:43
In den 80ern gab es so eine tschechische Serie „die Besucher“ (oder so ähnlich).
Da haben sich die Frauen nicht die Brüste vor Scham zugehalten, sondern die Glatze auf ihrem Kopf, die normalerweise mit einer Perücke bedeckt war.
Das hat dann zu nächsten Brüsten geführt, was ich als so Zwölfjähriger ziemlich cool fand.
24. März 2017 um 0:44
„nächsten“ → „nackten“.
31. März 2017 um 15:06
Toller Podcast, ich bin sehr begeistert.
Ich musste grinsen, als Katrin das mit dem zündeln erwähnte. Genau sowas ist mir damals auch „passiert“. Wir habe ein recht großes Stück trockene Wiese angezündet und sind dann weg gerannt, weil wir es nicht löschen konnten. Am nächsten Tag sind wir mit dem Schulbus dort vorbei gekommen und mussten uns arg schämen 😉
5. April 2017 um 22:55
Hallo,
vielen Dank für den interessanten Podcast.
An einer Stelle glaube ich aber, dass Ihr Euch etwas verrannt habt.
Wenn ich Euch richtig verstanden habe, glaubt Ihr, dass man Scham empfinden muss, um mit der Kritik anderer konstruktiv umgehen zu können, dass Schamgefühl und Kritikfähigkeit also zwangsläufig zusammen gehören.
Das glaube ich nicht.
Ich mache auch oft genug Dinge falsch oder stelle mich einfach dusselig an. Das heißt aber nicht, dass ich mich dann automatisch dafür schäme. Warum sollte ich auch?
Gleichzeitig gebe ich meine Fehler aber auch zu und nehme berechtigte Kritik an. Das fällt nicht immer leicht, funktioniert aber.
Also, ich glaube, dass man auch ohne sich zu schämen, kritikfähig sein kann.
Viele Grüße
6. April 2017 um 16:19
Die Folge über Scham fand ich noch besser als die über Luxus. Macht richtig Spaß. Ich warte noch ein paar Folgen ab und auch die Frequenz der Sendungen, dann werde ich gerne ein paar Euro im Dauerauftrag dafür spenden. Gibt es dafür vlt auch einen normale Bank oder geht das nur ueber steady oder flattr, wo meines Wissens nach Gebühren anfallen und nicht alles bei euch ankommt?
Ich danke euch, vorallem dir, Frau Tobor! Schreib ein soziologisches Buch!
5. August 2017 um 10:28
Guter Podcast.