Anekdotisch Evident

Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei

Nachschlag Dummheit

| 5 Kommentare

Eure Kommentare haben uns in eine Krise gestürzt. Gibt es das Phänomen Dummheit überhaupt? Und wenn ja, wie können wir ohne Verachtung darüber sprechen? Im Nachschlag ringen wir um die richtigen Worte für ein vielschichtiges, alles andere als eindeutiges Phänomen.

Wenn euch anekdotisch evident gefällt, dann schmeißt doch ein paar Euro in einen unserer Hüte – das hält das Angebot am Leben.

5 Kommentare

  1. Vielleicht ist es etwas weird, dass der erste Kommentar von mir kommt, aber: Ich habe heute im Austausch mit einigen Leuten auf Mastodon und auf twitter gelernt, dass ich sehr gut damit leben kann, statt den Begriff „dumm“ zu verwenden, einfach „scheiße“ zu nutzen. Coronaleugner, Antisemiten, Verschwörungsschwurbler und andere sind nicht dumm, sondern scheiße und das ist dann sogar das viel präzisere Wort.

    So der Stand der Dinge hier. Korrigiert mich aber sehr gerne, falls ich einen Denkfehler begehe.

  2. Hallo Ihr 2,

    es macht in meinen Augen gar keinen Sinn, auf den Begriff „dumm“ oder „Dummheit“ verzichten zu wollen, wenn ein genauerer Umgang damit auch geht.

    Aus vielen Kommunikationsausbildungen ist mir der Satz „Kritisiere nie die Person, sondern nur das Verhalten“ noch im Gedächtnis. Das erlaubt mir zu sagen, dass ich z.B. die Äußerungen eines Herrn Dr. Wodarg für dummes Zeug halte, aber die Person halte ich nicht für dumm oder setzte die Erwartung, künftig nur Dummheiten von ihm zu hören.

    Ich möchte aber auch die Freiheit haben, das als dummes Zeug zu bezeichnen, was von ihm momentan kommt, weil mir die Komplexitätsreduktion hilft. Intelligenz ist u.a. die Fähigkeit Muster zu erkennen – also die Grundform der Komplexitätsreduktion. Ich kann nicht jedem der sich zu Wort meldet, die selbe Aufmerksamkeit schenken, ich kann das nicht und möchte nicht. So viel Blödsinn ist zu hören – da hilft die einfache Unterscheidung in „glaubwürdig“ und „fragwürdig“ weiter, genau so „klug/dumm“ oder „vernünftig/verschwörungsdingsbums“. Beim ersten mal höre ich noch, wenn ich Strukturen von Verschwörungen bemerke oder ein Vokabular, das nach Verschwörung riecht, schaue ich genauer hin und reagiere dann entsprechend mit Komplexitätsreduktion. Keine_r hat die Zeit, jedem/jeder immer unvoreingenommen zuzuhören, dann verbringt man seine Zeit mit KenFM oder Jana aus Kassel und hat nicht mehr die Ressourcen Euch zuzuhören, einem Christian Drosten oder dem Logbuch Netzpolitik.

    Aus der Systemischen Therapie kennt man die Unterscheidung in der Beobachtung eines Phänomens, der Erklärung und der Bewertung. Bei der Beobachtung sind wir meistens noch einig. Daß unsere Grundrechte beschnitten werden zur Corona-Zeit, darin sind wir uns wohl alle einig. Mit der Erklärung und den Bewertungen, unterscheiden wir uns von den Corona-„Leugnern“, aber man hat dann schon mal eine Basis (Beobachtung) auf der wir uns einig sein können.

    Ansonsten möchte ich nochmal unterstreichen, dass Ihr eine echte Bereichung für mein Leben seid und ich einfach dankbar bin, um Eure Beiträge.

  3. Hallo,

    schön zu hören das die Kommentare so viel Bewegt haben.
    Die Antworten die ihr darauf gefunden habt sind meinen ganz ähnlich. Wie Alexandra sagt, es gibt verschiedene (horizontale Unterscheidung) Bildungen, Kulturen, Sozialisationen. Es stehen unterschiedliche Werte im Vordergrund und werden unterschiedlich interpretiert und gelebt.
    Natürlich kann jede*r für sich behaupten die beste zu haben. Die Deutungshoheit über das was Bildung, Intelligenz und Dummheit ist liegt allerdings nur bei einer Gruppe, den (westlichen) Akademikern.

    Den Begriff Dummheit aus seiner vertikalen Unterscheidung herauszulösen, ich weiß nicht ob das Sinnvoll möglich ist.
    Ich habe viele andere und neue Begriffe gefunden, die mich das was ich beschreiben will besser fassen: Ignoranz (ob bewusst oder unbewusst), fehlende Demut, Verantwortungslos, Rücksichtslos, Selbstsüchtig, Heuchlerisch, Empathielos, Borniert, Unsicher, Uninteressiert, Überfordert, Verachtend und verachtet(!)…

  4. Ich weiß nicht ob Wunschdenken der richtige Begriff ist wenn die eigene Familie bzw. enge Freunde nicht als Gefahr wahrgenommen wird. Vielleicht passt selektive Wahrnehmung besser?

    Aber vielleicht ist es auch nur einfach der Unwille in den eigenen Gewohnheiten eingeschränkt zu werden und dann schönreden der Situation oder ignorieren der Realität.

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