Geld ist nicht nur effizientes Tauschmittel, sondern auch Motor des Fortschritts und der Modernisierung. Geld hat uns als Menschheit in die Freiheit geführt und zur Rationalisierung der Welt beigetragen. Aber ob diese neoliberalen Überzeugungen wirklich zutreffen, darf angezweifelt werden. Die Verteufelung des Geldes hat eine lange Geschichte, denn hinter der Neutralität und Toleranz von Münzen und Scheinen steht ein unpersönliches System, in dem das Individuum keine Rolle spielt. Jeden Tag können wir erleben, wie Geld die Welt ein bisschen schlechter macht. Aber ist das auch anders denkbar? Kann Geld auch andere Gefühle aktivieren als Gier? Können wir als Menschheit den Umgang mit Geld neu erlernen? Kann es uns am Ende sogar helfen, die Welt ein Stück besser zu machen? Um das herauszufinden, müssen wir endlich über Geld sprechen – gegen alle inneren Widerstände. Wir haben schon mal den Anfang gemacht.
Shownotes:
A World without Money (TED-Talk)
Social Business (Wikipedia)
John Maynard Keynes (Wikipedia)
Muhammad Yunus: Building Social Business
Mammon – Per Anhalter durchs Geldsystem (Film)
Plan W – ein hauseins-Podcast an den Schnittpunkten zwischen Weiblichkeit und Wirtschaft
Frank Schirrmacher: „Ego. Das Spiel des Lebens“ (Blessing Verlag)
Verhaltensökonomik (Wikipedia)
Dan Ariely: Denken hilft zwar, nützt aber nichts (Deutschlandfunk)
Paul Piff: Does money make you mean? (TED-Talk)
Korrumpierungseffekt (Wikipedia)
Auf den Spuren von Harry Potter Kulissen des Kultkinos arte HD Doku (Youtube)
Giving What We Can (Wikipedia) – Bewegung von William MacAskill (Wikipedia)
Artikel über „Effektiven Altruismus“ bei Perspective Daily: Wem helfe ich, und wenn ja, wie vielen?
The Case for Having a Hobby
Denis Gastmann: Geschlossene Gesellschaft
ae 001: Luxus
Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile, Bernard Mandeville (Suhrkamp)
Adam Smith (Wikipedia)
Tomáš Sedláček (Ökonom) (Wikipedia)
Lesetipp: Die Ökonomie von Gut und Böse (Wikipedia)
Jubeljahr und Erlassjahr (Wikipedia)
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22. Oktober 2018 um 15:22
Liebe Katrin, Liebe Alexandra,
erstmal vielen Dank für wieder 90 Minuten gute Unterhaltung.
Bedingt durch das wirklich sehr breite Thema wart Ihr diesmal recht mäandernd zwischen dem kleinen Taschengeld, dem mittleren Geld der finanziellen Abwägungen im Berufsleben und dem großen Geld der Zentralbanken unterwegs.
Mir hätte mehr Fokus auf eins dieser Themen noch besser gefallen, aber das mögen andere anders sehen.
22. Oktober 2018 um 15:49
Auf twitter kamen folgende Anmerkungen:
Nein!!! Die Geschäftsbanken schaffen das Geld durch Kreditvergabe. Niemand druckt Geld … Bitte die neue Ausgabe der @mikrooekonomen hören. Durch den genannten Film versteht man gar nichts …
Tatsächlich hat mir direkt nach der Sendung mein lieber Holger auch eine Sendung zu dem Thema empfohlen – wie es im Film „Mammon“ erzählt wurde, scheint es also nicht zu sein, sondern so: „Banken verleihen Geld, das sie sich vorher selbst geliehen haben. Von Sparern oder von der Zentralbank. Soweit das Lehrbuchwissen und soweit so falsch. Denn Banken können Kreditnehmern Geld einfach so gutschreiben, ohne vorher Geld von Dritten einzusammeln. Anders als viele glauben, hat die Zentralbank deshalb kaum Möglichkeiten, die Geldmenge wirklich zu steuern.“ (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/wie-unser-geld-wirklich-entsteht-money-from-nothing.1247.de.html?dram:article_id=425402)
Mich frustriert das wahnsinnig. Immer, wenn ich denke, ich hätte in Sachen Geld endlich mal einen Strohhalm zu Greifen gekriegt, bratet mir einer eins über mit: NEE!!! IST ALLES GANZ ANDERS.
Aber gut. Ich wollte und will belehrt werden – also macht gerne weiter damit. Ich muss da durch.
22. Oktober 2018 um 20:21
Wieder schöne Folge mit interessanten Denkanstößen.
Ob wohl die Privatinsolvenz der jüdischen Tradition der Jubeljahre folgt?
Mein Verhältnis zu Geld ist auch ambivalent. Einerseits verzichte ich auf viel Einkommen weil ich in einer mies bezahlten Sparte arbeite und ich nur teilzeit arbeite, um mehr von meinen Kindern zu haben. Wie ihr verstehe ich auch wenig davon; gleichzeitig bin ich neidisch (nicht missgönnend) auf eine Freundin die reich geheiratet hat un oft in den schönsten Hotels rund um den Erdball absteigt… Gesundheit kann man sich jedoch noch nicht (bzw nur eingeschränkt) kaufen.
Krankheit bzw Gesundheit als neues Thema?
26. Oktober 2018 um 10:13
ja, Gesundheit/Krankheit ist ein sehr spannendes Thema, müssen wir mal schauen, ob wir dazu nicht was machen könnten – die einzige Angst, die ich hätte, wäre auch hier, dass es ausufert und mir ähnlich viele schlaflose Nächte beschert, wie „Geld“ ;p
23. Oktober 2018 um 15:49
Meine Denke: Wenn ich auf einen fallenden Aktienindex setze, also wette, dass ein Unternehmen an der Börse nicht floriert, dann verspreche ich Aktien dieses Unternehmens in der Zukunft zu einem Preis zu verkaufen, der unter dem aktuellen Ausgabekurs liegt.
Jetzt können zwei Dinge passieren: Ich habe mich verzockt, dann muss ich trotzdem mein Versprechen einlösen und die Aktien teuer an der Börse kaufen, um sie dann billiger an meinen Käufer zu verkaufen. Das treibt den Aktienkurs weiter an. Oder ich habe richtig geraten und die Aktie fällt in den Keller, dann muss ich trotzdem Aktien an der Börse kaufen und stütze somit den fallenden Kurs und verdiene selbst Geld, da mein Käufer mir dafür einen höheren Preis bezahlt.
Ich denke dem börsennotierten Unternehmen schade ich in keinem der Fälle.
30. Oktober 2018 um 23:32
Hallo Daniel,
die Erklärung ist mit Sicherheit zu stark vereinfacht. Beim Beispiel Tesla hat man das ja oft genug in den Medien gehört, dass die Shortseller diversen Einfluss auf den Kurs hatten. Ohne das ich mich damit gut auskenne, denke ich folgendes: Wenn ein großes renommiertes Investment Unternehmen auf eine fallenden Aktienkurs setzt, hat das direkten Einfluss auf den Kurs, (denn wenn Du eine gewisse Markterfahrung hast, wird das ja auch stimmen) und diverse Leute fangen ab nun an die Aktien abzustossen das lässt den Kurs sinken… Klar kann ab und an sich dabei auch jemand irren, das sieht man aber erst hinterher, und allzu oft kann man das nicht durchziehen. Die Mikrooekonomen wissen das sicher ganz genau…
11. November 2018 um 14:35
„Ich denke dem börsennotierten Unternehmen schade ich in keinem der Fälle.“
Ganz klares Jein: Direkt kann es dem Unternehmen völlig egal sein wie hoch sein Aktienkurs ist, aber:
1. Sobald das Unternehmen neue Aktien ausgibt (z.B. weil es Geld braucht), dann bekommt es für einen Anteil bei niedrigem Kurs natürlich weniger Geld.
2. Wenn der Kurs sinkt werden die Aktionäre nervös, die kontrollieren aber den Aufsichtsrat und der das Management und das wiederum das Unternehmen. Es kann also gut sein, dass das Unternehmen gezwungen ist seine Strategie zu ändern oder Projekte gestoppt werden, weil man keinen Kursverlust riskieren will (darf).
3. Die Banken oder andere Anleger verlassen sich teilweise auch auf die Einschätzung „der Märkte“ (= den Aktienkurs), wenn der also sinkt, dann dürften Kredite/Anleihen teurer werden und das schadet dem Unternehmen auch.
31. Oktober 2018 um 8:11
tolle Folge, tolles Thema
Diese Folge hat mir wirklich gut gefallen. Sie war sehr kurzweilig und hat interessante Aspekte gezeigt. Gerade eben nicht aus Sicht eines Finanzexperten. Ich beobachte ebenfalls häufig wie Geld meistens die Leute zum schlechteren verändert, zum Einen wie schnell der Mensch sich an etwas gewöhnt. Was ich auch oft bemerke; Das wenn Leute „reicher“ werden, sie plötzlich damit auch noch raffgieriger werden, da werden Steuererklärungen mehrfach durch verschiedene Büros geprüft um noch den letzten Euro zurückzuholen, anstatt dass es die Leute entspannter und spendenbereiter machen würde.
Diese Idee, das man ermittelt was man zum Leben braucht und den Rest spendet kann ich gar nicht nachvollziehen. Bei mir ist es z.B. so, das ich neben meiner Arbeit auch bestimmte erweiterte Aufgaben machen kann, die z.T. erhebliche Zeitaufwändungen bedeuten und manchmal auch ein ganz schönes Risiko, durchaus bringt das einige durchgearbeitete Nächte und einigen Stress. Wenn so eine Aufgabe abgewickelt ist, ist das ein tolles Hochgefühl was bei mir über Jahre anhält aber auch nur weil ich einen signifikanten Teil mehr Geld dafür bekomme. Wenn ich auf minimalflamme leben würde um den Rest meines Einkommens zu spenden, würde ich gar keinen Anreiz sehen, Zusatzaufgaben anzunehmen, ich würde das Arbeitspensum zurückfahren, oder vielleicht sogar eine viel geringer bezahlte Arbeit mit viel weniger Verantwortung/Risiko annehmen, da ich ja ermittelt habe wie wenig ich eigentlich zum Leben brauche. Meine Erfüllung wäre das nicht.
10. November 2018 um 18:35
Bei der fehlenden Finanzbildung von der ihr am Anfang sprecht musste ich an das Ritual um die Einführung eines Schulfachs „Wirtschaft“ denken. Ich muss iedes mal den Kopf schütteln, wenn Leute aus dem Linken Spektrum die Einführung ablehnen mit der Begründung das würde ja nur Neoliberalismus fördern usw.
Meine Denkweise ist genau andersrum: Es würde sich vieles hier ändern, wenn die Leute verständen was hier los ist, wie das System funktioniert (= wie sie stellenweise ausgebeutet werden). Man muss ein Problem ja verstehen um es zu lösen und Linke sehen ja die Wirtschaft – völlig zu Recht – oft als kritisch an.
Deshalb: Möglichst schnell das Thema in die Schulen bringen! Und dann zugucken wie linke Parteien immer mehr Stimmen bekommen! Oder so!
10. November 2018 um 18:37
Haha – ja! Ich wünschte, ich hätte schon in der Schule da mehr erklärt bekommen!
28. April 2020 um 12:44
Hallo,
eine Ökonomin, die den beiden Sprecherinnen und allen Interessierten sicherlich zusagt ist Ulrike Herrmann. Als Einstieg zu ihrer Persönlichkeit empfehle ich wärmstens das Interview bei Jung & Naiv. Darin geht es übrig. auch ein bisschen, wie sie als Frau überhaupt in diese Thematik gekommen ist.
http://www.jungundnaiv-podcast.de/2020/01/451-wirtschaftsjournalistin-ulrike-herrmann-jung-naiv/ (Das Interview gibts auch mit Bild auf youtube, aber sooft es geht, ist es doch gut google-Produkte zu boykottieren)
Schöner Podcast!