Es gibt wenige Zustände, die so janusköpfig sind wie die Einsamkeit: Des einen loyalster Freund, des anderen größter Feind, kann sie sowohl als beklemmend wie als befreiend erlebt werden. Sie ebnet den Weg zu höherer Erkenntnis oder verhindert die Erfüllung elementarster Bedürfnisse. Eines ist sicher: Vor Einsamkeit ist niemand gefeit. Weder ein großer Freundeskreis noch ein aktives Leben bewahren uns davor, uns hin und wieder einsam zu fühlen. Was ist der Unterschied zwischen einsam und allein? Kann Einsamkeit auch positiv erlebt werden? In dieser Folge öffnen wir die dunkelsten Kammern unserer Herzen für euch, damit ihr seht: Ihr seid nicht allein.
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Links und Hintergründe
- Wikipedia: Rilke: Herbsttag
- Amazon: Maximilian Dorner: Einsam, na und?
- Wikipedia: Yates: 11 Kinds of Loneliness
- Zeit zu Leben: Die Kunst sich selbst auszuhalten (Michael Bordt)
- ScienceDaily: Social isolation, loneliness could be greater threat to public health than obesity
- Independent: Loneliness makes your brain work differently, study shows
- Project Muse: A Cry Unheard: New Insights into the Medical Consequences of Loneliness (review)
- Amazon: Der Ruf der Stille
- TED Talk von Susan Cain
- Wikipedia: Myers/Briggs Typenindikator
- Gunter Dueck: Über die typische Sinn-Blogger-Psyche oder über „INFP“
- 16personalities.com
- Film (auf Netflix verfügbar): Carrie Pilby
31. Oktober 2017 um 13:12
Hmm, Alexandra redet doch nur vom Alleinsein und nicht wirklich von Einsamkeit. Für mich sind es auch ganz unterschiedliche Dinge.
Die Gesichte mit dem Paar vor ihrer Hochzeit kann doch auch total super ausgehen, weil sie lernen, dass man mehr redet sollte und nicht einfach etwas vom anderen erwarten kann. Überraschungen sind doch immer so, dass der andere sagen kann: Nö, keine Lust. Das muss man doch akzeptieren können. Keiner kann die Gedanken des Partners wirklich lesen. Man kann doch nur enttäuscht sein, wenn der andere vorher einem etwas zugesagt hat. Die Einsamkeit in der Geschichte basiert doch auf dieser Enttäuschung, die eigentlich nicht angebracht ist, weil man seine Erwartungen vorher gar nicht ausgesprochen hat.
31. Oktober 2017 um 14:10
hi Sanne,
ich glaube, man muss die Geschichte vermutlich gelesen haben. so wie Yates sie – natürlich mit viel größerer Kunst und Sinn fürs Detail, als meine schnelle Zusammenfassung – geschrieben hat, ist zwischen den beiden eine Art Zweckbündnis am Entstehen, und zwar zwischen zwei Menschen, die zwischen sich einen kommunikativen Graben haben. Während die Mitbewohnerin der Braut das immer schon gesagt hat, beschreibt Yates ganz akkribisch genau DEN Moment, in dem es die Braut am eigenen Leib erlebt.
unbedingte Lese-Empfehlung. die Kurzgeschichten sind wirklich teils so präzise Beschreibungen von Alltags-Einsamkeit; das tut bisweilen etwas weh.
Dass Einsamkeit und Alleinesein zwei verschiedene Dinge sind, sagen wir ja. auch wenn es dann hier und dort manchmal etwas durcheinander gerät. aber Alleinesein ist eben so verpönt, weil die Leute immer sofort Einsamkeit annehmen. und wir versuchen eine Lanze für das Alleinesein zu brechen – nicht wirklich für die Einsamkeit.
LG
31. Oktober 2017 um 14:24
Danke für die Erklärung. Sehr interessant.
31. Oktober 2017 um 14:23
Zu 16personalities.com :
Ich hab sowas mal in einem Workshop gemacht, da kam auch sowas raus, wie auf der Website, nur bin ich irgendwie unzufrieden damit. Ich kann mich damit nicht wirklich identifizieren. Das Doofe ist, dass alle anderen Typen auch nicht wirklich passen. Bin gefangen zwischen violett und blau, aber eher blau. Das N und S sind ziemlich gleich auf.
Auch wenn ihr ja ganz andere Menschen seid, kann ich mich mit euch teilweise gut identifizieren. Liegt wohl am Alter und Geschlecht. Viel zu naheligend. 😛
31. Oktober 2017 um 21:59
Also ich finde Alexandras Ausdrucksweise oft zu radikal. Ich bin eigentlich auch ein eher introvertierter Typ und hab mit Alleinsein kein Problem. Aber Menschen, die gerne Party machen oder einfach nur gern in Gesellschaft sind als krank zu bezeichnen, finde ich schon starken Tobak. Mit dem selben recht kann man Alexandras Introvertiertheit als krank bezeichnen. Auch dieses strikte ablehnen von etwas mehr Spontanität finde ich fast schon bedenklich. Es muss ja nicht sein, dass man/sie gleich alles Abwägen aufgibt, aber hin und wieder mal zwei, drei Sekunden weniger lang die Optionen abwägen sollte schon mal drin sein. Und kann auch ganz befreienden wirken oder zumindest neue Sichtweisen eröffnen.
Just my 2c
1. November 2017 um 8:35
Hallo Helmut,
Ich kann mich nicht daran erinnern, gesellige Menschen als krank bezeichnet zu haben. Auf Kaddas Frage, von welchem Typ die Leute in meiner WG waren, habe ich lediglich „Leute, die Party machen“ geantwortet, um auszudrücken, worin sie sich von mir unterschieden haben. Was sie für mich „schrecklich“ gemacht hat, war nicht ihre Präferenz für Parties, sondern ihre Intoleranz meiner Rückzugspräferenz gegenüber, was zugegeben vielleicht nicht optimal formuliert war. Als krank hat schließlich die Mitbewohnerin MICH bezeichnet, nicht umgekehrt. Und wenn ich das kranke Verhältnis der amerikanischen Gesellschaft zu Geselligkeit thematisiere, dann hat das wenig mit der Ablehnung geselliger Menschen zu tun, sondern mit deren Pathologisierung von Rückzugsverhalten. In den USA ist es viel weniger akzeptiert, dass man mal alleine einen Spaziergang macht, um den eigenen Gedanken nachzuhängen, und daran leiden letztlich die Menschen, die auch sonst immer zurückstecken müssen: die Introvertierten. Wenn ich trotzdem noch als aggressiv und radikal rüberkomme, dann kannst du das als Ausdruck meiner Wut über die Einsamkeit lesen, die mir diverse Diskriminierungserfahrungen als bessere Alternative nahegelegt haben.
2. November 2017 um 16:51
Danke, danke, danke Alexandra für den Tipp zum 16 personalities Test. Ich bin da so bei dir. Es ist dermaßen auf den Punkt geschrieben. Der Hammer!
Auch sonst war es wieder eine fantastische Folge. Und obwohl ich ein ganz anderer Typ Persönlichkeit bin finde ich mich bei euch in vielem auch selbst wieder.
Also danke euch beiden für viele neue Erkenntnisse.
2. November 2017 um 17:32
Hey ihr beiden! Besten Dank für die Folge!
Wenn Katrins Therapeutin (?) ihr vom Grübeln abgeraten hat, hat sie vielleicht den Wikipedia-Artikel dazu gelesen (https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCbeln)..
Hierin wird Grübeln beschrieben als „..eine Form des Nachdenkens, bei dem die Gedanken um mehrere Themen oder ein spezielles Problem kreisen, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen.“
Für mich ist diese Definition sehr wichtig, weil ich bis dahin nicht in der Lage war diese – meine depressiven – Gedanken von den anderen zu unterscheiden. Ich lag seit meiner Jugend immer wieder nachts im Bett, konnte nicht einschlafen und habe mich verzweifelt mit Dingen beschäfigt, die ich nicht ändern konnte. Erst recht nicht in jenen Momenten.
Ich nenne es auch „grillen“ weil ich Vergangenheit und Zukunft immer wieder drehe und wende, wenn ich grübele, und bevor ich erschöpft einschlafe schließlich nie etwas richtig gemacht habe und ganz sicher auch alles ganz schlimm wird.
Heute übe ich mich in Früherkennung; stehe auf, esse Chips oder Zucker und lenke mich mich seichtem auf YouTube ab.. 🙂
2. November 2017 um 18:05
Hallo Thomas,
Danke für deinen wertvollen Kommentar! Und: da sagst du natürlich was. „Grübeln“ wird umgangssprachlich oft synonym mit „nachdenken, reflektieren“ benutzt, dabei hat es absolut nichts erhabebendes, wenn man nachts in der Grübelschleife hängt. 🙁 Übrigens mit ein Grund, warum ausschweifendes geselliges Beisammensein mir selten gut tut: weil ich danach stundenlang darüber „nachdenken“ muss was da jetzt auf geistiger, emotionaler und metamäßiger Ebene alles abgelaufen ist! Aber das führt nie zu irgendeiner tollen Erkenntnis, es fühlt sich eher so an, als würde jemand mit einem Staubsaugerrohr einen Müllcontainer umrühren und es kommen die immergleichen Papierfetzen und leeren Dosen an deinen Kopf geflogen. 🙁
Ablenkung ist eine exzellente Idee (aber warum isst du Zucker? Das putscht doch noch mehr auf?). Was ich auch hilfreich finde: Computer aufklappen und alles aufschreiben was man so denkt und empfindet. Dann checkt der Kopf, dass alles „im Kasten“ ist und auch gerne 2-3 Tage dort warten kann, bis es verarbeitet wird. 🙂
3. November 2017 um 12:51
mir hat die therapeutin am Ende auch tatsächlich ein wenig damit geholfen, weil die Erkenntnis, dass Gedankenkreisen ab irgendeinem Punkt nichts bringt, wie du es ja auch richtig schreibst, stand schon da. Nur: Man kann das Grübeln halt so schlecht abstellen und was sie mir versucht hat zu suggerieren – und was ich auch nicht annehmen wollte – war: Die Dinge, die ich das Wälze sind nicht so wichtig, wie ich denke. Aber damit konnte ich mich absolut nicht abfinden! 😀
daraufhin habe ich, genau wie Alexandra schreibt, angefangen, alles aufzuschreiben, was mich umtreibt. Neben meinem Bett liegt seit dem immer ein extra Bett-Notizbuch für genau solche Fälle. Erst, wenn ich alles aufgeschrieben habe und SICHER bin, dass es nicht verloren geht, dass alle meine Gedanken jederzeit wieder aufgenommen werden können und ich das Problem dann zu lösen versuchen kann, erst dann kann ich das Grübeln wirklich aufhören.
Einfach nur Ablenkung würde bei mir rein gar nichts bringen, mein Kopf ist sehr stur, im weitergrübeln – würde ich dann was seichtes auf Netflix anmachen oder so, würde ich gar nicht wirklich hingucken, sondern einfach weitergrübeln – alles schon probiert 😀
insofern: Auch da ist wahrscheinlich jede_r anders und wir brauchen unterschiedliche Dinge, um uns wirklich selbst helfen zu können. Dank Alexandra habe ich jetzt den Survival Guide für INFPs und HOLLA DIE WALDFEE – da ist wirklich noch einmal so viel Nützliches drin, weil es genau auf meine Meise zugeschnitten ist 😉
Liebe Grüße
Katrin
5. November 2017 um 20:25
Danke für eure Antwort!
Die Niederschreib-Methode die ich beschreibt kenne ich unter Morgenseiten; gleich morgens nach dem Aufwachen eine halbe Stunde/2-3 DIN-A4-Seiten alles aus dem Kopf schreiben.. Hatte das mal zwei Wochen durchgehalten, aber nehme mir leider nicht mehr die Zeit dazu. Der schönste Effekt dabei war, dass ich innerhalb der Seiten meistens auch meine Träume gleich mit festgehalten hatte. (Träumen; übrigens ein hervorragendes Thema für euer hervorragendes Format!)
Zum Grübeln: Das ist sicher die große Schwierigkeit; konstruktive von destruktiven Gedanken unterscheiden lernen. Ich hab mich nur entschlossen, dass, wenn ich doch offenbar entschieden habe, dass ich schlafen möchte – sonst läge ich nicht allein im Bett – nicht die Zeit ist mir um Sachen Gedanken zu machen. Nicht ob ich den Bekannten heute abend mit meinem Scherz verletzt habe und nicht ob ich mich bei der ehemaligen Freundin vor neun Jahren nicht noch mal hätte melden sollen.. Wenns nicht wichig genug ist aufzustehen und mich drum zu kümmern, versuch ich zu schlafen. Ironischerweise kann nämlich gerade Schlafmangel dazu führen, dass ich am nächsten Tag von meinen Gedanken überfordert werde..
6. November 2017 um 9:15
Die „morning pages“ sind die beste Erfindung überhaupt. Ich mache das jetzt seit sage und schreibe 16 Jahren und würde es als mein Hauptfortbewegungsmittel bezeichnen. Im Laufe der Zeit habe ich mich aber gelöst von den Regeln, die Julia Cameron (die diese Methode populär gemacht hat) aufgestellt hat: z.B. dass man mit der Hand schreiben müsse, dass es 2-3 Seiten sind oder dass man es wirklich JEDEN TAG machen muss. Ich tippe morgens, mittags und abends, wann es gerade not tut, wenn ich mich kurzfristig in einer Gefühlsverwirrung finde oder wenn ich mich nicht aufraffen kann, etwas zu machen. Es wirkt echt Wunder. Angenommen ich hab keine Lust eine Mail an XY zu schreiben, mach ich mein Dokument auf und tippe: „Ich hab so dermaßen keinen Bock XY zu schreiben, wann soll ich das denn bitteschön machen? Ich könnte es jetzt machen…“ und SCHON bin ich mittendrin und schreibe die verdammte Mail! 😀 Man kann sich in diesem Rahmen auch von allen möglichen Reinsteigerungen befreien, in die man gerät… Stichwort pessimistischer Strudel. Einfach aufschreiben und sich dann Stück für Stück rausschreiben.
Was ich sagen will: Nutz die Seiten doch so frei, wie du möchtest. Sie sind ein total hilfreiches Tool, auch wenn man es nicht schafft, sie zu seinem festen Morgenritual zu machen! 🙂
Und ja: „Träumen“ finde ich auch ein tolles Thema! :))))
2. November 2017 um 23:35
Vielen Dank für diese tolle Folge. Mir blubberten konstant Herzchen aus den Ohren. Danke auch für den Link zu den 16 Personalities, den Test habe ich schon mal mit Harry-Potter-Bezug gemacht (da waren die Charaktere irgendwie den Typen zugeordnet worden) und ich war wie Remus Lupin. Das ist toll, wenn Remus Lupin ein Lieblingscharakter ist, sorgte aber dafür, dass ich direkt wieder vergessen habe, wie die Buchstabenkombi war. Jetzt weiß ich wieder, dass ich wie Kadda ein INFP bin und fühlte mich von der Beschreibung auch wieder sehr deutlich verstanden (und stellenweise auch ein bisschen ertappt).
Entsetzt hat mich Alexandras Beschreibung dieses Feriencamps. Das klingt für mich wie die absolute Hölle auf Erden. Ich kann so gut verstehen, dass du in den Wald gerannt bist!
Liebe Grüße
Sabrina
3. November 2017 um 22:24
Liebe Sabrina, wenn mir das nächste Mal wieder alles sinnlos erscheint, stelle ich mir vor, wie dir Herzchen aus den Ohren blubbern! :°)) (Danke für das schöne Bild!)
Und ja, das Camp war der blanke Horror. Dabei hab ich noch gar nicht von den Cheers erzählt, die wir 3x täglich mit Drill Instructor Spirit skandieren mussten! Allerdings fürchte ich, dass solche mehrwöchigen Ferienfreizeiten generell schlimm sind für Menschen wie uns, die ihre Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Ich fand’s schon als Teilnehmerin grausam, hätte aber nie gedacht, dass ich als Betreuerin noch weniger zu lachen haben würde. Es ist echt ein erniedrigendes Gefühl, im Camp für Problemkinder als erwachsene Führungsperson selbst das größte Problemkind zu sein! 😀
7. November 2017 um 19:39
Huargh, hättest du das erzählt, hätte ich vermutlich vor lauter Entsetzen pausieren und mir zur Beruhigung Katzenbaby-Videos anschauen müssen.
Dass das Gefühl erniedrigend war, kann ich mir lebhaft vorstellen, aber zumindest in meinen Augen warst nicht du das Problem(kind), sondern das Drumrum. 😀
3. November 2017 um 8:57
Danke für diese wunderbare Folge. Vielleicht die beste bis jetzt <3
Ich hatte sehr viel Mitleid, als du vom Feriencamp erzählt hast, Alexandra. Ich kenne das Problem gut, hatte aber das Glück, dass bei den Ferienlagern, bei denen ich "Gruppenleiter" war, Reflexion und Rückzugmöglichkeiten sehr wohl von den Leitern und vom ganzen Team als sehr wichtig erachtet wurden. Das ist eben der Unterschied, wenn bei sowas pädagogisch vernünftig geschultes Personal dabei ist (Musstest du eigentlich irgendeine Referenz vorweisen? Ich kenne das so, dass man einen Gruppenleiterkurs besucht, bevor man auf die Kinder losgelassen wird).
Und tatsächlich könnte ich mir nicht vorstellen, wie man das aushalten sollte, ohne mal wirklich ruhige Momente zu haben. Und dabei bin ich sogar eher extrovertiert, brauche aber zum Ausgleich immer eine gehörige Portion Alleinsein.
Beunruhigend finde ich angesichts eurer treffenden Überlegungen, dass heute die Kinder in Schulen immer mehr lernen, dass immer was zu tun sein muss. Der ganze Alltag wird durch Nachmittagsunterricht immer mehr durchprogrammiert. Immer mehr Schüler werden zur Nachhilfe geschickt, um von einer drei auf eine zwei auf dem Zeugnis zu kommen, anstatt Zeit dafür zu bekommen, sich selbst zu entdecken, auf eigene Faust Lebenserfahrung zu sammeln.
Und in der Uni geht das gleich weiter: die Studiengänge werden verschulter, drängen auf immer schnellere Abschlüsse, lassen für Seminararbeiten nur ein paar Wochen Zeit – keine Chance sich in Regelstudienzeit wirklich breit und tief ins Fach einzuarbeiten und über Regelstudienzeit hinaus zu studieren wird immer schwieriger. Sogar mein Fach der Theologie wird derzeit von der allgemeinen "Effizienz"-Keule erfasst, nur wird es den Kirchen und der Gesellschaft nichts nutzen, wenn sie dann lauter Theologen vor der Nase haben, die zwar vielleicht gute Examensnoten haben, aber nie die Zeit hatten, ein wissenschaftliches Buch mal richtig durchzuarbeiten.
Erzogen werden lauter Leute, die nichts mit sich selbst anzufangen wissen und deshalb vorgegebene Struktur und viel Geselligkeit brauchen – und die, die das nicht aushalten oder wollen und sich trotzdem einen anderen Weg suchen, sind umsomehr Außenseiter… juché
4. November 2017 um 10:07
Hallo, njorg!
Es beruhigt mich ungemein, zu lesen, dass es auch Ferienfreizeiten gibt, auf denen Möglichkeiten zum Alleinsein und zur Reflexion eingeräumt werden. Halte ich aber für eine relativ neue Entwicklung. In den USA gibt es mittlerweile auch „Introvert Camps“ und „Nerd Camps“, in denen auch stille Kinder bzw. Kinder mit einem Interesse an Computern glücklich werden. 🙂
Ich hab damals meinen „day-off“ genutzt, um in die Bücherei des nächstgelegenen Küstenstädtchens zu fahren und mich dort in Kinderpsychologie zu bilden und mit Bastelideen für die „arts&crafts“-Aktivitäten einzudecken. Diese Kombination aus eigener Reflexion und selbst erworbenem Wissen hat dazu geführt, dass ich in meinem Job als Kunstbetreuerin dann richtig gut war – ganz im Gegensatz zum 24/7-Betreuerjob, der ein absolutes Desaster war. Es brauchte also nur ein bisschen mehr Ruhe, um aus einem Komplettversager eine wertvolle Arbeitskraft zu machen. Das haben meine extrovertierten Chefs auch gecheckt.
Ein Training hatten wir vorher zwar, aber da ging es eher darum, was das für Kinder sind, welche speziellen Probleme sie haben und wie man damit umgeht. Abends gab es dann immer Team-Meeting. Ich HASSE Team-Meetings. Von einer Stunde Ruhe hätte ich weit mehr profitiert als von dem dummen Gelaber.
Was du über die Schule und das Studium sagst, stimmt alles. Ich beobachte den Trend zu Ganztagsschulen auch besorgt. Mich hätte das damals umgebracht! Der Philosoph Odo Marquard sagt in seinem „Plädoyer für die Einsamkeitsfähigkeit“ dass das Problem unserer Zeit nicht die Einsamkeit ist, sondern die wachsende Unfähigkeit, mit sich selbst allein zu sein. Umso wichtiger, dass wir mit dem Thema EINSAMKEIT *und* Alleinsein endlich DIFFERENZIERT umgehen!
5. November 2017 um 19:31
Ich würde nicht sagen, dass das eine neue Entwicklung ist – soweit ich mich erinnern kann war das schon in meiner Kindheit so und dann auch später als ich das erste Mal Gruppenleiter war. Aber das war auch nicht in den USA, sondern in Deutschland und das Camp war auch von den Jugendlichen Teamern selbst konzeptionell mit vorbereitet und gestaltet. Und besonders wichtig: es gab nicht durchgehend Programm und demzufolge immer wieder Zeitfenster, in denen nicht immer alle gebraucht wurden, weil die Kids sich dann auch alleine beschäftigt haben.
Ich meinte weniger ein speziell auf das Camp bezogenes Training, sondern einen richtigen Kurs. Die werden hierzulande oft als Jugendleitercard-Kurse, die ungefähr eine Woche dauern, angeboten, wo man richtig was über Gruppendynamik, das eigene Selbstverständnis als Betreuer/Leiter, über die rechtlichen Rahmenbedingungen und über Kommunikation (Sachohr, Beziehungsohr usw.) lernt.
Und ja, Teammeetings sind oft schrecklich. Die gab es bei uns zum Glück nur zweimal in der Woche. Viel nützlicher war es, dass die Chefs angeboten haben, im Zwiegespräch die eigenen Erlebnisse und Fragen auszuwerten.
3. November 2017 um 9:11
Ich möchte mich nochmal ausdrücklich bei Alexandra bedanken. Deine Ausführungen zu Introvertiertheit in diesem und auch schon in anderen Podcasts haben mir sehr geholfen, meine Frau besser zu verstehen bzw. auch besser für sie einzustehen. Ich kann ihre Art, nicht so gern viele Gäste zu haben, sich nicht so gern mit vielen neuen Leuten zu treffen, zwar schon länger ziemlich gut akzeptieren auch wenn ich ganz gegenteilig gestrickt bin und das natürlich Konflikte birgt.
Aber immer wieder treffe ich auf ein gewisses herabblickendes Unverständnis in meinem Umfeld und in meiner Familie, so nach dem Motto „die ist halt in ihrer Persönlichkeit nicht so weit entwickelt wie wir“ (ohne dass das gesagt, oder auch nur bewusst gedacht wird, aber es ist ein Gefühl, das manchmal mitschwingt). Das hat mich natürlich immer wieder grübeln lassen: Haben die anderen recht? Muss ich meiner Frau mehr zumuten? Muss ich versuchen, mit ihr an dem Problem zu arbeiten? Passen wir überhaupt richtig zusammen?
Durch deine Einblicke kann ich diese Fragen jetzt viel selbstsicherer verneinen und auch meinem Umfeld mit mehr Klarheit verdeutlichen, dass sie das halt akzeptieren müssen und nicht einfach ihre Art zu leben, auf andere übertragen können.
PS:
Und natürlich hast du auch Recht, dass introvertierte Menschen einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft beitragen. Jede/r Extrovertierte sollte allen Introvertierten dankbar sein, dass die Introvertierten ihm/ihr so viel Platz lassen, die eigene Extrovertiertheit auszuleben.
7. November 2017 um 9:57
Ich muss Helmut hier zustimmen: Alexandras Ausdrucksweise ist teilweise wirklich problematisch (und ja, „kranke Menschen“ war genau die Ausdrucksweise in Verbindung mit extravertierten Leuten, die gerne ‚Party machen‘ etc.).
Es wirkt oft, als fühle sie sich ihren Mitmenschen gegenüber überlegen und besser als diese (ein Grund für die Ablehnung, von der Alexandra berichtet?).
Schade finde ich auch, dass Alexandra überwiegend über Alleinsein redet und kaum über Einsamkeit
Die Teile des Podcasts, die sich nicht auf eure privaten Erlebnisse bezogen, sondern auf (mehr oder weniger) Wissenschaftliches, fand ich sehr spannend!
Vielen Dank auch für die Empfehlung des Persönlichkeiten-Tests (obwohl ich, seit ich Erfahrungen mit dem sog. Enneagramm gemacht habe immer erstmal skeptisch bin, wenn es darum geht, qua Fragebögen einen Menschen in eine Kategorie einzuordnen.)
Ein Punkt, der noch besprochen hätte werden können, ist die Einsamkeit in unseren beschleunigten Zeiten: Die Tendenz, dass Menschen Auszeiten in Schweigeklöstern nehmen, alleine durch die Tundra wandern, mit ihrer Familie Urlaub auf einer einsamen Berghütte machen etc.
Danke für die Folge – gerne mehr!
7. November 2017 um 12:55
Hallo Doreen,
Ich bin mir sicher, dass du nicht einfach deinem ersten Impuls gefolgt bist beim Verfassen deines Kommentars, sondern dir – wie die meisten Hörer – schon ein paar Gedanken gemacht hast. Darum kann ich mir deinen Beitrag nur als Reaktion auf ein Missverständnis vorstellen. Hier eine Transkription meines Zitats: „Ich wurde geradezu als krank und psychisch krank beschimpft von meiner ehemaligen WG-Mitbewohnerin, und sie fand es pathologisch, dass ich mich zurückziehe, während sie ihre geselligen Abende in der WG macht. Die fand das einfach krank!“ Darauf Kadda: „Was war denn der Grund dafür, dass du dich zurückgezogen hast, was waren denn da für Leute?“ Ich: „Schreckliche Leute. Leute die Rammstein hören und Party machen, und ich hatte halt meine eigenen Ziele, ich hab in dieser Zeit mein Abitur nachgeholt und ich habe natürlich sehr viel gelernt und ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und überhaupt diese Leute, die waren überhaupt nicht auf meiner Wellenlänge, das waren komplett andere Leute als ich, und für sie war es so komplett unverständlich, wie sich jemand freiwillig zurückziehen kann, wenn er doch die Möglichkeit hat, so einen schönen geselligen Abend mit allen zu verbringen.“ (Ab Minute 26)
Es ist immer eine Herausforderung, sich in jemanden hineinzuversetzen, der nicht so ist wie man selbst. Ich habe in dieser Folge sehr viel von mir preisgegeben, um auch den extrovertierten Hörern verständlich zu machen, warum man eine Präferenz fürs Alleinsein entwickelt und welche Erfahrungen (von Einsamkeit!) dazu geführt haben, dass ich immer wieder Probleme hatte, mich als „Mensch unter Menschen“ zu fühlen. Dass mit all diesem Hintergrund sich immer noch Leute finden, die mir Arroganz unterstellen, finde ich nur schwer verdaulich. Aber wie gesagt, ich gehe stark davon aus, dass es sich hier um einen schlichten Verhörer handelt.
7. November 2017 um 10:19
Ich fand „Quiet“ von Susan Cain schon allein deshalb sehr hilfreich, weil ich durch das Buch gelernt habe, dass ich (vermutlich) gar nicht introvertiert bin, sondern eher ambivertiert, also irgendwo genau zwischen den beiden Ausprägungen stehe. Dass es das natürlich auch gibt, und sich Menschen eben auf einer Skala mit vielen Graustufen befinden.
Ich habe jetzt auch noch mal den Test auf 16 Personalities gemacht und bin angeblich ein ENFP. Tatsächlich finde ich mich nur bedingt in den Beschreibungen wieder. Einige stimmen total, bei anderen bin ich recht sicher, dass es im alltäglichen Leben etwas komplizierter ist. Lustigerweise habe ich den Test aber vor ziemlich genau einem Jahr schon mal gemacht und mir damals das Ergebnis per Mail zuschicken lassen und na ja: Das gleiche Ergebnis. Zumindest in meinen Antworten bin ich also konsistent, das ist ja auch schon mal was.
7. November 2017 um 20:44
LOL, Anne! Ich hätte schwören können, dass du ENFP bist. Mit deinen tausend Hobbies und Interessen bist du bei mir im Gehirn als „Hansdampf in allen Gassen“ gespeichert – also nur ein anderes Wort für Campaigner-Personality. Aber das ist die Außenwirkung, ich kann verstehen, dass du dich in einigen Punkten einfach nicht getroffen fühlst. Ich find’s bei dem Test auch wichtig, dass man sich die Ausprägungen genau anschaut. Man ist ja nie 100% intro oder extro (um mal eine Eigenschaft rauszugreifen), manchmal neigt man stark zur einen oder anderen Seite, manchmal ist man aber auch genau dazwischen (siehe Ambivert). Bei mir ist „thinking“ zwar stärker ausgeprägt als „feeling“, aber bei 58% Thinking und 42% Feeling kann man nicht wirklich behaupten, ich sei emotional unterkühlt (dafür heul ich auch zu schnell wenn mich was berührt). Ich seh mich da auch selbst genau in der Mitte. Mit der Persönlichkeit, die alles andere mit mir gemeinsam hat bis auf die Dominanz des F gegenüber dem T kann ich mich dennoch nur bedingt identifizieren.
8. November 2017 um 10:12
Man muss dazu auch sagen, dass ich (laut Test) 52% extrovertiert und 48% introvertiert bin, also genau das, was ich auch meine, wenn ich sage, dass ich ambivertiert bin. Ich bin gerne alleine und brauche das auch, um zur Ruhe zu kommen und mich zu erholen, aber ich bin auch sehr gerne unter Menschen und fühle mich da sehr wohl. Es kann aber da eben genauso passieren, dass ich einfach nur rumsitze und beobachte, und damit sehr zufrieden bin. Wenn ich dann zu lange keinen Menschenkontakt habe, werde ich auch nervös und merke, dass ich das durchaus brauche.
7. November 2017 um 20:42
Liebe Alexandra, liebe Katrin,
welch eine Folge! Ein Fest für den Kopf und Herz. Und bleibt bei eurer klaren Ausdrucksweise, das persönlich-emotionale ist es ja, was Eure Reihe ausmacht. Dazu gehören Ecken und Kanten, lose Fäden und Abschweifungen. Danke auch für die Offenheit, mit der Ihr von Euch erzählt.
Habs jetzt schon dreimal gehört, ein sonst bei mir eher nicht bekanntes Phänomen.
Danke für Eure Ode an die Individualität, die Reflektion der eigenen Person und den Nonkonformismus. Ein echtes Geschenk im eher trüben norddeutschen Herbst.
9. November 2017 um 8:31
Alleinstehende Menschen haben mehr Angst, weil unsere Gesellschaft eben noch nicht so weit ist, dass man allein klar kommen kann und alltägliche Dinge zu einem Problem werden können. Ein einfacher Krankenhausbesuch kann zum Problem werden, wenn einem niemand frische Unterwäsche vorbei bringt. Daraus kann man eine endlose Liste generieren. Da muss man dann schon Geld haben, um sich Servicekräfte zu leisten.
9. November 2017 um 8:47
Sehr richtig. Das kann auch für Einzelgänger zum Problem werden. Ohne Kontakte kommt man auch nur klar, bis man wieder seine Abhängigkeit von Anderen zu spüren bekommt: Krank sein, Umzug, sich Geld borgen müssen, etc. Auch auf emotionaler Ebene läuft man Gefahr, seine Abhängigkeit von anderen zu unterschätzen. Es ist wie mit dem Hunger und dem Appetit. Es gibt Menschen, die weniger Appetit haben als andere, essen müssen sie trotzdem. Dass sie den Hunger nicht spüren, weil sie nun mal keinen Appetit haben, verhindert nicht, dass sie irgendwann zusammenklappen. Eine Präferenz fürs Alleinsein birgt also die Gefahr, z.B. Ängste zu entwickeln und/oder depressiv zu werden. Und so geht Alleinsein in Einsamkeit über…
13. November 2017 um 14:42
Vielen Dank für die tolle Folge. Danke, dass ihr euch des Themas angenommen habt. Für mich war es lange Zeit undenkbar mit meiner Partnerin zusammenzuziehen, weil ich Angst um meinen Rückzugsort hatte. Dass es irgendwann geklappt hat liegt daran, dass meine Freundin mit mir über das Thema Rückzugsort und „Zeit für sich“ gesprochen hat ohne das erstmal negativ zu werten; denn in einer Beziehung wird das Bedürfnis nach „Zeit für sich alleine“ oft so interpretiert, dass das Interesse an PartnerIn nachlässt, was so nicht der Fall ist. Für mich sind diese kleinen Auszeiten existenziell.
Vor dem Hintergrund kann ich auch jedem empfehlen einen standardisierten IQ Test zu machen (in kontrollierter Umgebung, von Psychologen ausgewertet), auch wenn man sich für durchschnittlich begabt hält. Ich musste mit 40 Lernen, dass ich hochbegabt bin (nicht nur ein wenig, sondern richtig heftig… >3 Sigma), ohne es zu wissen. Dieser Drang ständig neues zu lernen, das Grübeln, das Analysieren von Geschehenem und das Abwägen von Möglichkeiten bevor man etwas tut, der Ärger, wenn andere nicht in der Lage sind die Dinge zu sehen, die offensichtlich sind begleitet mich mein ganzes Leben. In meinem Kopf passieren so viele Dinge, die ich nicht ausdrücken kann. Ich dachte immer, dass das bei allen so ist und dass die anderen das einfach nur besser im Griff haben. Ich brauche deshalb immer einen Rückzugsort/Zeit an der ich meine Gedanken einfach mal ungebremst loslassen kann.
Der Migrationshintergrund und die Herkunft aus dem Arbeitermilieu waren bei mir wohl so prägend, dass ich nie auch nur in Erwägung gezogen habe intelligenter als andere zu sein. Ich komme zwar gut mit Menschen klar, aber so richtig öffnen fiel mir lange schwer, vor allem weil es schwierig war jemanden zu finden, der ähnlich „tickt“.
Diese Erkenntnis aus dem IQ Test, dass ich tatsächlich anders bin, hat mir sehr geholfen, mit mir und der Umwelt besser klar zu kommen. Ich schäme mich nicht mehr dafür, dass ich bei Parties ab und zu mal raus muss, um die Eindrücke zu ordnen; bzw. ich mache das nicht mehr heimlich. Es war für mich eine riesige Erleichterung eine mögliche Ursache für meine Andersartigkeit zu finden.
13. November 2017 um 15:26
16personalities update: INTP-T (auch wenn ich noch nicht weiß, was ich von dem Test halten soll). Wo war nochmal der erwähnte intp tumblr?
26. November 2017 um 20:54
http://thatintp.tumblr.com/
YOU KNOW YOU’RE AN INTP WHEN…
– you have a wide variety of interests that allows others to connect to you at various levels, however you rarely ever connect to them.
– you find yourself switching sides in an argument if too many people agree with you.
– you’re bothered when no one else sees an obvious flaw in a system.
– you feel bad about wanting to explore the MBTI despite an acute awareness and lack of empirical basis. (HAHA)
15. November 2017 um 21:53
Der Unterschied zwischen reinem Alleinsein und Einsamkeit ist natürlich interessant, und hängt ziemlich stark davon ab wo man sich so auf dieser Extrovertiert-Introvertiert-Achse befindet.
Ich glaube, der Hauptunterschied zwischen den beiden Gruppen liegt darin, worauf man Energie aufwenden muss und woraus man Energie bezieht. Als eher introvertierter Mensch habe ich gelernt, trotzdem den ganzen Tag im Team zu arbeiten, aber ich weiß, dass ich anschließend den Abend alleine verbringen muss, um Energie zu tanken. Wichtig war dabei für mich auch umgekehrt zu verstehen, dass „die Anderen“ (Extrovertierten) nicht ausschließlich stark und ich schwach bin, sondern die kostet es zB sehr viel Energie, stundenlang alleine an etwas zu arbeiten, was ja auch oft vorkommt. Die brauchen dann umgekehrt gemeinsame Mittagspausen und ein Bier zusammen nach der Arbeit, um sich davon zu erholen, nicht nur weil sie irgendwie geselliger sind.
15. November 2017 um 22:28
Das finde ich einen extrem interessanten Gedanken! Das Extrovertierte Menschen wiederum anderen Menschen brauchen, um sich vom Alleinsein zu erholen – krass.
danke dafür
10. Januar 2018 um 12:48
In der Februarausgabe von Psychologie heute ist das Titelthema introvertierte Menschen. Dort steht genau das als ein Merkmal dar. Introvertiert = erholt sich alleine von den Mitmenschen, Extrovertiert = erholt sich in der Gesellschaft anderer vom alleine sein.
Der Artikel ist allgemein sehr gut – ich hab mich in so vielen Punkten wieder erkannt. Er weißt zum Beispiel darauf hin, dass auch Introvertierte natürlich andere Menschen brauchen und es auch genißen können, aber eben nur in Maßen. Und er thematisiert auch dass Introvertiertheit etwas stigmatisiert ist, aber eigentlich auch unglaublich viele Vorteile hat.
17. November 2017 um 10:18
Deckt sich 1:1 mit meinen Erfahrungen. Die einen gehen nach Workshops und Meetings erstmal eine halbe Stunde um den Block und genießen auch längere Pendelstrecken alleine bzw. „abgeschottet“ mit dicken Kopfhörern in der Sbahn.
Die anderen brauchen nach Arbeit „im Kämmerchen“ erstmal Kontakt und nutzen die „Afterwork Infrastruktur“ und nutzen auch ganz gezielt Fahrgemeinschaften als Interaktionsmöglichkeit mit anderen.
19. November 2017 um 16:47
Hi,
Alleinsein und Einsamkeit sollte man differenziert aus der jeweiligen Perspektive betrachten. Geistreiche Menschen können das Alleinsein voll auskosten, Banalitäten aus dem Alltag sind keine Seelennahrung, ebenso alles mit viel Lärm. Das Gegenstück ist der Extrovertierte. Ich würde sogar behaupten dass sich Beide Antagonisten nicht ergänzen obwohl sich Gegensätze anziehen wie man so schön sagt. Dem Extrovertierten ist der Introvertierte auf Dauer langweilig. Das zeigt sich nirgendwo so gut wie im Urlaub. Beide haben völlig verschiedene Vorstellungen von Urlaub mit Erholung, zwei Wochen können da schon eine echte Herausforderung sein, so dass sich beide danach erst einmal erholen müssen. Auch im Alltag machen sich die Unterschiede spätestens beim Ausgehen bemerkbar, in kleinerer Runde Essen oder Vorglühen für den DSDS-Abend.
10. Januar 2018 um 12:52
Ich würde das nicht so ausdrücken, weil es die Extrovertierten als dumm und wenig geistreich darstellt. Ich glaube wir als Introvertierte sollten nicht den gleichen Fehler machen und andere da abwerten. Es ist einfach anders statt besser/schlechter.
Geistreiche Extrovertierte entwickeln schlaue Gedanken einfach eher im Austausch, im Dialog mit anderen, während Introvertierte dies im stillen Kämmerlein alleine nachdenken.
Ob man niveaulosen DSDS-Müll spannend findet hat auch wenig mit Intro-/Extrovertiert zu tun, sondern schlicht mit Niveau. Man kann ja auch in die Oper gehen oder in den philosophischen Debattierclub. Ich kenn andersrum auch Introvertierte, die niveaulosen Mist machen und gut finden…
20. November 2017 um 7:51
Hallo ihr beiden – vielen, vielen Dank für diese sehr persönliche und tolle Folge ae! Ich höre sie alle, hatte aber noch nie so viele „Aha!“ und „Ja genau!“ Momente wie bei dieser 🙂 Mich verwundert auch immer wieder das Unverständnis anderer über meinen Drang, Dinge auch allein (und somit vermeintlich einsam) zu erleben. Z.B. die Solo-Tour mit Rucksack durch schwedische Wildnis – wenn ich davon berichte, welches Gefühl es ist, für vier oder fünf Tage keinen Menschen zu sehen (nicht mal von weitem) und welche Gednken sich dann so durch das Hirn ins Bewusstsein drängen, dann sehe ich entweder keinerlei Interesse oder totales Unverständnis im Gegenüber.
Es gibt natürlich auch die andere Seite – seit meiner letzten Trennung liebe ich einerseits die Unabhängigkeit, die das Alleinsein mit sich bringt. Andererseits fehlt dann eben auch der eine Mensch, mit dem man sich genau über diese Erlebnisse und Gedanken austauschen kann und verstanden wird. Dann wird es in der Tat manchmal einsam und das ist kein schönes Gefühl. Ich kann also sehr gut allein in der Einsamkeit sein (ohne einsam zu sein), brauche aber dann doch wieder jemanden, der das später mit mir teilt und versteht – und den ich auch verstehen kann.
So, wieder genug gegrübelt – vielen Dank nochmal für eure bewundernswerte Mühe, euch solch sperriger Themen so tiefgründig und doch locker-leicht anzunehmen!
22. November 2017 um 17:13
Ich möchte eigentlich nicht viel dazu sagen, viele haben hier schon geschrieben, was ich sagen möchte.
Nur eins: Vielen Dank für die Mühe, die ihr in diese Folge gesteckt habt! Ich hoffe, es bleibt weiter so interessant!
25. November 2017 um 15:57
Hi,
eine ganz tolle witzige Folge, vielen Dank auch hierfür. Ich hätte einen Vorschlag für eine Folge mit einem Thema das aktueller kaum sein könnte, meine Hypothese diesbezüglich:
Fördern soziale Medien den intellektuellen dekadenten Mainstream?
Wer sich nicht optimal anpasst ist einfach „out“. Kritische Stimmen drückt der subtile Daumen unter die ambivalente Wahrnehmungsschwelle so dass sie freiwillig verstummen. Mitdenkende sind schlecht für die Flora und Fauna, dem sogenannte binären Ökosystem betrachtet aus der erweiterten Realitätsperspektive.
Ein Schönes Wochenende, bin ja mal auf die neue Folge gespannt.
Schöne Grüße
Darius
25. November 2017 um 17:52
entschuldige, aber ich fürchte, ich verstehe überhaupt nicht, was das Thema ist, das du vorschlugst.
aber unser Podcast funktioniert ohnehin so, dass Alexandra und ich uns jeweils abwechselnd ein Thema vorschlagen. eines, das uns beschäftigt, das eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt usw… das soll nicht heißen, dass wir uns Input von außen grundsätzlich verschließen würden – aber wir behalten uns einfach vor, die Entscheiderinnen zu sein. nur so kann in meinen Augen auf die Atmosphäre des Podcasts sich am besten entfalten.
aber wie gesagt: ich habs fürchte ich eh nicht wirklich kapiert…
29. November 2017 um 20:36
Ich bin alleinerziehend ( drei Kinder von zwei Müttern ) und stelle an meinen Kindern fest dass für Sie FB und Wikipedia das Internet ist, erschwerend kommt hinzu dass so der Mainstream nicht nur gefördert sondern auch anerzogen wird. Diese kognitive Verzerrung verstärken die sozialen Medien bzw. das Internet schleichend und setzen sehr früh an.Hausaufgaben ohne Internet sind kaum noch möglich, so haben später die intelligenteren Schüler nur eine andere Variante einer Aufgabe und das erschreckende dabei: man findet für fast alles ein Überangebot nur ein Link entfernt. Das Abitur von heute war früher nur mittlere Reife. Und genau darauf bezog sich meine Hypothese.
29. November 2017 um 21:52
Hallo und danke für die schöne Folge.
Glückwunsch auch zu den Hörern mit den interessanten Kommentaren. Besonders der Gedankengang mit der wechselseitigen Abhängigkeit klingt spannen.
Ich schreibe wegen einer Bemerkung von Alexandra die eventuell nur halb ernst gemeint war. Es ging um Podcasts als „Lösung“. Ich vermute schon länger dass Podcasts tatsächlich extrem hilfreich sind – zumindest sind sie das für mich als Konsument. Ich bin mir sicher dass ich Holgi und NFSW (also auch Tim) einen wesentlichen Teil meiner geistigen Gesundheit zu verdanken habe (und ja ich überweise Monatlich meinen Obolus deswegen). Zum Hintergrund: als Inbetriebnehmer habe ich in etwa 6 Jahre in sozialer Isolation verbracht und bin immmer davon ausgegangen damit sehr gut zurecht zu kommen. NFSW hat mir in dieser Zeit geholfen mich nicht völlig in der „eigenen Welt“ zu verlieren und zu sehen dass es noch andere „normale“ Menschen auf dieser Welt gibt.
Nebenbei bemerkt habe ich auch den Eindruck dass Podcasts dazu beitragen andere Meinungen zu ertragen, zuzulassen und auszuhalten – allein schon weil die unmittelbare Reaktionsmöglichkeit genommen ist. Zugegeben ich hab so manches Mal auch laut antworten/schreien müssen und bin hier und da verzweifelt. Doch dann denke ich mir so: es ist halt eine andere Meinung und ich muss nicht überall meinen Senf dazu geben. Oder wahlweise: das war sicher nicht so gemeint wie es gesagt wurde und sowas passiert mir ja auch oft genug. Dies setzt natürlich voraus dass man sich auch Dinge anhört welche persönlich fremd oder auch unangenehm sind – zumindest halte ich das so. Zum Beispiel höre ich mir gelegentlich den Podcast eines Ex-Seals an und verzweifle jedes mal an dieser naiven Weltsicht. Mir fällt allerdings kein zu vergleichendes Medium ein das es mir tatsächlich so sehr ermöglicht die Welt/Sicht einer anderen Person nachzuvollziehen und wenn auch nie ganz aber doch in Teilen zu verstehen.
Abgesehen davon bin ich auch überzeugt dass wir zu wenig zuhören – ganz generell.
Liebe Grüße
Rudi
3. Dezember 2017 um 10:54
Moin, vielen Dank für euren großartigen Podcast. Kennt ihr das Interview von Hotel Matze und Udo Walz. Ich finde das zu tiefst faszinierend. Welcher Persönlichkeitstyp ist Udo aus eurer Sicht bzw. wie kommt man zu solch einer Klarheit, die teilweise fast weh tut.
3. Dezember 2017 um 11:49
Hab’s mir gerade aus Neugier angehört und kann dir die Frage sogar beantworten. Er ist ein ESTJ.
https://www.16personalities.com/estj-strengths-and-weaknesses
Habe so einen Menschentypus auch in meiner Familie: meine Oma, die zufällig auch Hairstylistin werden wollte (Kriegsarmut kam dazwischen).
Geradlinig, stolz, eher rational als emotional, effektiv, ehrlich, sehr von sich selbst überzeugt, keine Probleme mit anderen Menschen (dazu zu wenig nachdenklich), aber auch kein Stück diplomatisch, wenn ihnen was nicht passt. Solche Leute sind oft schwierig, aber sie sind COMEDY GOLD. :’D
11. Dezember 2017 um 0:41
Hallo,
auch ich möchte euch danken für die Sendung, für die Offenheit zu diesem Thema.
Ich zähle mich zu den introvertierten, bin gern allein (so kann ich auch viel besser Podcast hören)
Ich habe mir den Test angesehen und irgendwann dann auch selbst ausgefüllt.
In dem Ergebnis INTJ erkenne ich mich tatsächlich sehr wieder. Die Statistik sagt, dass nur 0,8 % der Frauen diesem Typ zuzuordnen sind. Und ich dachte immer, ich bin ein Alien. Ich will es mit dieser Zuordnung nicht zu ernst nehmen, aber sie hilft mir auch, Menschen zu finden, die ähnliche Bedürfnisse und Besonderheiten, Sicht- und Herangehensweisen haben.
Danke also für den Test-Hinweis.
31. Dezember 2017 um 10:00
Moin,
Habe gerade einen Taz-Artikel gelesen, der sich um Umgang mit Alkoholkonsum dreht. http://www.taz.de/!5459194/ und bin über den folgenden Abschnitt gestolpert:
„Dass der Alkohol sein Problem sein könnte, hatte Jürgen Rot jahrelang nicht auf dem Schirm. Vielmehr war das Bier sein Freund. Es taute ihm die Zunge auf und das Herz, es erlaubte ihm, der sich lieber zurückzog, als lustig zu sein, auch mal etwas zu sagen, wenn die anderen etwas erzählten. Es nahm ihm die Beklemmung, in der Runde der Stille zu bleiben. Der Langweiler. Es machte ihm das Gerede der anderen sympathischer.“
Da schließt sich für mich direkt die Frage an, ob manche Typen gefährdeter sind als andere? Habt ihr hierzu Hpothesen? Könnte es sein, dass vor allem die „extremeren“ Charaktere einen Ausgleich suchen (Introvertierte tauen auf, Extrovertierte unterstreichen ihre Rolle als Entertainer)?
So oder so wäre „Der Alkohol“ mal ein spannendes Thema 😀
Guten Rutsch
6. Januar 2018 um 4:23
Super Folge!
Danke für eure Offenheit und Verletzlichkeit, aber auch zahlreiche Lacher meinerseits, u.a. bei der Schilderung der alptraumhaften Feriencamps.
Beim ersten Teil habt ihr Myer-Briggs erwähnt. Mir ist wieder eingefallen, dass ich INFP bin und ich bin bis in den letzten Winkel der MBTI-Internetwelt gestreunt. U.a. habe ich einige meiner Lieblingskünstler gecheckt: Kafka war (so gut man das sagen kann) INFP. Irgendwie sehr verbindend und Einsamkeit-aufhebend, das zu wissen…
14. Januar 2018 um 15:38
„Wer einsam ist, wenn er allein ist, befindet sich in schlechter Gesellschaft.“
Jean-Paul Sartre
21. Januar 2018 um 5:08
Ich finde es sehr schön und lustig, dass diese Sendung um Einsamkeit geht und gleichzeitig ist vielleicht der Sendung der ich am meistens geniesst hat weil ich fühle nicht mehr einsam wenn ich ihre Stimme höre.
Ihr beide haben viel Wut um über ihre eigene Erfahrung sprechen. Ich bin ein par Wochen über eine Trennung sehr traurig gewesen, ich hatte glücklicherweise sehr Hilfe von Freundinnen, doch die Zeit die ich allein gepasst habe war das wichtigste.
„Die Dinge die wer fúr uns selbst entdecken sind das wichtigste.“ So geht ein Zität von Pina Bausch. Die Aktivitäten die ich selbst gemacht hat waren Deutsch zu studieren (ich bin Mexicanischer, deshabl es ist eine Fremdsprache) nicht nur zu lesen, aber auch durch ihre Podcast. Um ein Fremdsprache besser zu lernen, brauche ich Thema lesen und hören die geht um Stoffe die intessieren mich… Also, was ich sagen wollte war:
viele Danke! Allein kann man sein ohne Einsam zu fühlen, und diese Momenten stärken unsere Selbstwertgefühl!
Tschüss!