Als nackt geborene Wesen, die eine unwirtliche, von allerlei Wetterlagen heimgesuchte Welt bewohnen, kommen wir an Kleidung nicht vorbei. Ursprünglich hatte sie eine schützende und damit lebenserhaltende Funktion, doch der Mensch hat sie bald in Schichten aus Bedeutung verwandelt. Ob wir uns in sogenannte „Sitzschuhe“ quälen oder das bequeme Holzfällerhemd vorziehen: jedes Kleidungsstück trifft eine Aussage über uns und unser Verhältnis zur Welt. In dieser Folge begeben wir uns in die scheinbar oberflächliche Welt der Mode und wühlen nach den Must-Have-Erkenntnissen der Saison!
Links und Hintergründe
- APuZ: Mode
- Näh-Blogs: http://liebefreundinnen.blogspot.com/ und https://shop.crafteln.de/ und https://nahtzugabe.blogspot.com/
- Wikipedia: Lookismus
- Staatsbürgerkunde: Kleidung und Mode
- bpb: Mode. Ein Thema für die politische Bildung?
- netflix: A Behind-the-Scenes Tour of the Stranger Things Costume Lab
- Wikipedia: Schitt’s Creek
- BBC: Is the Queen wearing an EU hat?
- Vogue: Gender Neutral Fashion: Braucht die Mode noch Geschlechtergrenzen?
- Financial Times: I’m done with jeans
- Instagram: Kodo Nishimura
- Wikipedia: Rausch der Verwandlung
- Brigitte: Das steckt hinter den Blazern von Angela Merkel
- Spiegel: Das Rudel frisst, was anders aussieht (von Sibylle Berg)
- Barbara Vinken: Angezogen
- Fluter: Mode
19. Januar 2023 um 20:43
Spannende Folge!
Ich denke nun über Kleidung in meinem Arbeitskontext nach. Ich bin an einem Krankenhaus tätige Ärztin. Alle Mitarbeiter*innen bekommen die Arbeitskleidung von der Klinik gestellt, für verschiedene Berufsgruppen gibts verschiedene Kleidung. Eigentlich ‘sollen’ wir als ärztliches Personal weiße Polohemden (die leider durchsichtig sind), weiße Hosen und weiße Kittel tragen.
Bloß dass sich eingebürgert hat, dass viele Assistenzärzt*innen stattdessen blaue Kasacks (‘scrubs’) tragen, die eigentlich dem Pflegepersonal ‘gehören’. In einigen Bereichen (vor allem in Intensiv- und Notfallmedizin) gilt es gradezu als Zeichen von Arroganz, wenn ein Arzt sich weiß kleidet anstatt blau wie das Pflegepersonal.
Gleichzeitig wird man als Frau mit blauem Kasack eigentlich immer für eine Krankenschwester gehalten, der Standard-Patient kann Frauen nur dann als Ärztinnen identifizieren, wenn diese weiß tragen (auch ein Stetoskop und ein Dr.med. auf dem Namensschild sind da nicht ausreichend). So wird man dann gezwungen, den nicht nur überheblichen, sondern auch eher unhygienischen weißen Kittel wieder aus dem Schrank zu holen. Männliche Pfleger werden dagegen sogar in Pflegekleidung noch eher für einen Arzt gehalten, als eine Frau in Arztkleidung.
Im englisch-australischen Raum tragen Ärzt:innen übrigens zum Teil schicke Businesskleidung und nur Pflegepersonal die klassische Krankenhauskleidung. Von dort kenne ich Erfahrungsberichte, dass asiatische Ärzt*innen trotz High Heels und Kostüm trotzdem noch für Krankenschwestern gehalten werden (der Anteil an Philippinerinnen am Pflegepersonal ist dort sehr hoch).
Am Ende des Tages bin ich trotz dieser ganzen Ambivalenzen wahnsinnig froh, das etwas, was mehr oder weniger ein Schlafanzug ist, als adäquate Arbeitskleidung für mich sozial akzeptiert ist 😉
21. Januar 2023 um 21:07
Ich bin unbedingt für Schuluniformen. Was mich immer wunderte, dass Uniformen die Menschen einerseits äußerlich vereinheitlichen sollen, aber andererseits die gleichen Uniformen dann wieder mit Abzeichen geschmückt werden, um doch den Status hervor zu heben. Der Mensch kann es einfach nicht lassen.
Zu meiner Schulzeit waren meine Eltern zwar nicht so arm, dass sie mir keine Klamotten hätten kaufen können, aber es hat mich schlicht einfach nicht interessiert. Ich hatte ganz andere Sorgen und Interessen. Der Markenfetischismus taucht wohl auch eher im proletarischen Milieu auf, wo man meint, sich mit Marken hervor heben zu können. Dann spart man einfach für ein bestimmtes Kleidungsstück, um Stilsicherheit zu demonstrieren. Im Bürgerlichen Milieu hingegen trägt man von Haus aus schon einfach Boss Anzüge und Rolex.
31. Januar 2023 um 16:15
Vielen Dank für die schöne Sendung:)
Ich musste beim Schneidern auch gleich an Cosplay denken und wie Fan sein und das nachmachen Teil von Mode auch sein können.
4. Februar 2023 um 20:36
Ich hab mich gefragt, ob es gut ist, dass in einem Podcast darüber gesprochen wird, welche Kleidung eins schön findet. Nicht allen ist ja jede Kleidung zugänglich.
6. Februar 2023 um 12:57
das ist richtig, aber was hat das eine damit zu tun, dass man andere nicht tun sollte? Also ich bin gerade etwas ratlos, was dein Kommentar sagen will. Vielleicht kannst du es ein wenig mehr erklären?
11. Februar 2023 um 18:20
Ich denke, dass ihr ja auch nicht darüber gesprochen hättet, welche Körpermerkmale ihr schön findet. Das würdet ihr, wenn, off-air machen… Also aus welchem Grund sprecht ihr darüber? Wenn ich mich recht erinnere, redet ihr auch darüber, welche Kleidung ihr an anderen Menschen (nicht) schön findet. Ich finde das uns das nichts angeht.
17. Februar 2023 um 19:51
Hallo ihr lieben,tolle Sendung !
Ich habe in den Nullerjahren im Ör Fersehen mal so ne fürchterliche Sendung gesehen, da hat sich die Redaktion zwei und das wurde ganz besonders betont, Hauptschülerinnen geschnappt und haben diese nach der neuesten mode aufgebretzelt.
Die Mädchen waren nach der Behandlung nicht wiederzuerkennen, man sah ihnen wärend der ganzen Prozedur aber an,
daß sie sich nicht wohlfühlten und sehr verunsichert waren.
Der behandelnde Modeexperte fällte zum Schluss das Urteil, dass die beiden Mädchen vollkommen Lernresistent wären.
Es wurde nicht reflektiert aus welchem sozialen Kontext die Schülerinnen kamen und welche ausgrenzenden Konsequenzen
dort ein abweichen aus dem sozialen Kontext mit sich bringen kann.
Ich denke die Schülerinnen hatten angst in ihrem sozialen Umfeld durch die Sendung als prätentiös abgestempelt zu werden.