Anekdotisch Evident

Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei

Fortschritt

| 13 Kommentare

Mitten in der Pandemie erscheint die Idee des Fortschritts oft weit, weit weg. Und wenn es um den Fortschritt geht, dann kommt er oft mit einem bitteren Beigeschmack daher, einer düsteren Seite, unintendierten Nebenfolgen dessen, was als „innovativ“ und „revolutionär“ gilt. Eine positive Erzählung von Fortschritt – es ist schwer geworden, sie zu finden. Wir wollen aber gern einen Anstoß geben, sie gemeinsam zu entwerfen – alle zusammen.

Links und Hintergründe

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13 Kommentare

  1. „Überleben der Passendsten“ ist doch die Übersetzung von Survival of the Fittest?!
    Aber darüber nachzudenken was Stärke und Schwäche ist, ist auch spannend.

    • Ja richtig! Oder vielleicht auch „Überleben des Angepasstesten“. Obwohl da im deutschen gleich wieder eine negetive Note hineinkommt.
      Jedenfalls ist, und war schon immer, „Überleben des Stärksten“ nichts anderes als ein Fehlübersetzung!
      Und ebenso wie du finde ich den Gedanken so spannend: Was passt, und wie passen wir denn, am besten in unsere aktuelle Gesellschaft mit ihren aktuellen Herausforderungen?

      • Das ist jetzt schon mindblowing für mich! 😀 „Fit“ hab ich IMMER mit „sportlich“ (=stark) assoziiert. Aber ihr habt vollkommen recht. (to) fit bedeutet erstmal nur „passen“. Danke für den Hinweis!!!

  2. Vielen Dank für den informativen Austausch. Meiner Seele tut das immer sehr gut und ich fühle mich mehr geerdet.

    Ich würde mir für die Zukunft wünschen, das es noch mehr Menschen gibt die Verantwortung für ihr Handeln, für ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse übernehmen. Viel zu oft projezieren Menschen ihre Probleme auf andere und wollen das sich der Andere ändert.
    Liebe Grüße an euch 😀

  3. Toller Podcast zum Thema, da hab ich doch gleich mal das Paket erhöht 😉

    Da ihr ja auch gute Kontakte zur Nerd und Techszene habt, sollten vorallem auch mal die Frauen stärker kommunizieren was so ihr Anspruch an den (technischen) Fortschritt ist.

    Ich selbst arbeite in der Techbranche, welche derzeit boomt und die Entwicklung der Halbleiterbranche seit den 70ern ist schon enorm. Was Amerika da immer mit viel Ehrgeiz, Kapital und Pragmatismus schafft ist beeindruckend aber auch manchmal beängstigend.

    Viel zu viele, vorallem die Boomer sind aber lange noch nicht fit in der IT-Welt.

    Allerdings gibt es auch zuviele Mythen das Künstliche Intelligenz und Roboter bald alles übernehmen, was eher aus SiFi-Filmen stammt und im Labor mal etwas funktioniert, aber noch lange nicht massentauglich ist.

    Wenn zu Hause der Staubsaugerroboter auch mal die Spülmaschine ausräumt und in jeder kleinen Ecke saugt ohne das nachher was umgeschmissen oder der Roboter unintelligent aufgibt, können wir gern nochmal drüber reden was dann „intelligente und selbstbestimmte“ Systeme sind.

    Selbst das autonome Auto wird im tiefsten Wintereinbruch sagen, das es lieber stehen bleiben will, als sich durch den Schnee zu fräsen. Sollte das klassische Auto vielleicht aber auch.
    Also ist derzeit auch viel Panikmache wo auch die Verschwörer drauf abgehen.

    Interessant fand ich beim heutigen SpaceX Crew-2 Start auch, dass drei Frauen dies in einer Runde moderiert haben. Vor Jahren noch undenkbar.

    Also macht weiter so und bleibt auch mal an diesem Thema dran.

    Viele Grüße

  4. Wie immer eine richtig spannende Folge. Zu Fortschritt hab ich mir nämlich auch schon viele Gedanken gemacht. Mein größtes Problem mit dem Fortschritt ist eindeutig diese ziellosigkeit. Kurz erklärt an nem Beispiel: ich eier jetzt schon beruflich eine Weile durch die Automobilindustrie bei uns. Da wird man eigentlich ständig zugeschüttet von Fortschritt. Es ist wirklich unheimlich faszinierend wenn eine Fabrik fast ausschließlich Roboter beherbergt, das ist der gute Teil des Fortschritts find ich. Das geht auch viel schneller und fehlerfreier als mit Menschen. Gleichzeitig sieht man gut ausgebildete Leute, ersticktes Know-how zum knöpfchen drücken verdammt. Da kann ich so eine transzendentale Obdachlosigkeit (sofort im Wortschatz :D) gut nachvollziehen, das alles für täglich eine halle voll mit gleichen Blechteilen an denen in paar Tagen der Rest des Autos hängt. Und so viele von den Dingern kann doch keiner brauchen. Meiner Beobachtung nach entwickelt Fortschritt für sich eben auch nur mehr vom gleichen, womit eigentlich Zeit wäre dieses ‚warum‘ mal wieder zu hinterfragen.
    Achja und dieses Lindnergelaber kann zumindest meine Maschinenbauerblase auch nicht mehr hören. Wind und Sonne sind jetzt wirtschaftlich nutzbar. Jetzt nur noch kräftig zugreifen und die Energiewende ist eigentlich geritzt.

    Macht weiter so 🙂

  5. Vielen Dank für diese wie immer tolle Folge Eures Podcasts.
    Zum Schluss sprecht ihr von alten Foto. Hier fällt mir das Video von dem Film ein, der eine Straßenbahnfahrt durch Leipzig 1931zeigt:
    https://www.youtube.com/watch?v=phkrMz6DCwM

  6. Dazu passt auch sehr gut Steven Pinkers “Enlightenment Now“ “Aufklärung Jetzt“. Und ”Our World in Data“ ist auch eine unerschöpfliche Quelle von Belegen für den Vortschritt in den unterschiedlichsten Bereichen.

    Die Bratengeschichte definiert für mich Tradition. Man macht Sachen weil man es halt schon immer so gemacht hat. Das kann Identitätsstiftend sein, wenn es aber Sinnentleert ist dann wird es fragwürdig.

    Zum Thema Fortschrittstempo hier noch ein Lesetipp:

    Gegen den Untergang: Schöpfungsprinzip und globale Beschleunigungskrise https://www.amazon.de/dp/3446178341/ref=cm_sw_r_cp_api_glt_i_FXGTAWZ1QMWRRR7BAHSK

  7. Hallo,

    zur steilen These mit dem Thema „Wieso werden die Menschen trotz Fortschritt unzufriedener“ nenne ich das Tocqueville-Paradoxon. Das erklärt zwar nicht wirklich was, aber es zeigt, dass der Effekt schon früh in liberalen Gesellschaften wahrgenommen wurde.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Alexis_de_Tocqueville#Tocqueville-Paradoxon

    Eine Erklärung dazu sehe ich in einem üblicherweise ganz anderen Kontext der Kognition, nämlich dem eigentlich eher optisch kategorisierten Effekt des Uncanny-Valley. Wer die uralten Zeichentrickfilme „Herr der Ringe“ oder „Feuer und Eis“ gesehen hat, kann vielleicht erahnen worum es geht. Schon als Kind waren mir die Filme aufgrund des Effekts unheimlich, ohne dass ich wusste, woran es genau lag. Dass man die dahinter liegende Technik Rotoskopie nennt und den Wahrnehmungseffekt als Uncanny-Valley bezeichnet, hab ich allerdings erst vor wenigen Jahren raus gefunden. Kurz danach hörte ich einen Vortrag vom Soziologien Aladin El-Mafalaani, wo er ebenfalls die eingangs genannte „Steile These“ darstellt, und sie, soweit ich mich erinnere, auch als Toqueville-Paradox bezeichnete. Das hat bei mir direkt was assoziiert, was ich nicht sofort einordnen konnte. Nach einer Weile aber kam ich dann darauf, dass sich das doch gar nicht so unähnlich der Beschreibung des kürzlich von mir gefundenen Uncanny-Valley Effekt anhört.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Uncanny_Valley

    Zum Thema Konsum als Religion der Moderne noch ein Buchtipp von mir : Thomas Luckmann – Die unsichtbare Religion.

    An dieser Stelle vielen Dank für eure inspirierenden Gespräche auf wirklich sehr hohem Niveau.

    Gruß, Martin

  8. Hallo,

    „Loch im Kopf“, das hatte ich als Kind auch zwei oder drei mal und bevor ich das selber hatte, hatte ich schon davon gehört aber dachte auch eher an ein Guckloch oder sowas 😀

    Nein, es ist einfach eine sehr heftige Platzwunde die genäht werden muss und auch eine Narbe hinterlässt.

    Gruß, Martin

  9. Nein, denke nicht. Ich bin Jahrgang 1975 und im tiefsten Ruhrpott aufgewachsen 😀

    Eigentlich sollte mein Kommentar zum „Loch im Kopf“ unter das Thema Kindheit.

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