Schon mal was von „Otroversion“ gehört? Es ist ein neuer Begriff für ein Phänomen, das uns in vielen Facetten begegnet: das Anderssein.
Wann ist man eigentlich „anders“? Zwischen dem Außenseiter und dem Einzelgänger liegen Welten. Und doch haben die Eigensinnigen, Unangepassten und Selbstgenügsamen es oft genauso schwer, soziale Akzeptanz zu finden.
Andererseits drängt sich in der heutigen Zeit die Frage auf, ob man als „Normalo“ überhaupt noch erfolgreich sein kann. Setzen sich nicht überall gerade die Außergewöhnlichen durch? Finden unter den Bedingungen der Aufmerksamkeitsökonomie nicht längst nur die Exzentriker Gehör?
Katrin und Alexandra fragen sich, ob „Anderssein“ ein Ausdruck von Freiheit ist oder nicht bloß eine weitere Kategorie, um eben nicht anders bleiben zu müssen. Dürfen wir nicht auch einfach sein, ohne Etikett, ohne Konzept, ohne „Markenkern“?
Bitte und Danke
Noch immer kostet die Produktion von anekdotisch evident mehr, als wir derzeit einnehmen. Wenn ihr könnt, werft doch gern ein paar Euro in einen unserer Hüte. DANKE an alle, die schon dabei sind <3
28. Oktober 2025 um 18:52
Ich danke euch. Keine Ahnung wie ich es beschreiben soll ……… jetzt weiß ich, nach knapp 50 Jahren, zumindest warum ich nie so richtig irgendwo reinpasse.
Danke Danke Danke
30. Oktober 2025 um 10:17
Zunächst bedanke ich mich zu eurer Meinung bzw. Einschätzung bezüglich der Themen „Autismus unf ADHS in sozialen Medien“, da mir die Darstellung der „Superkraft“ furchtbar auf den Keks geht. Es ist im Grunde genommen ähnlich zu Depressionen, wo auch nur die Betroffenen mit Reichweite die Aussendarstellung definieren, die glücklicherweise genug Kraft dazu haben oder halt nicht (mehr) akut schwer depressiv sind.
Was mich persönlich betrifft und zutiefst ärgert, ist die Dämonisierung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ich bin selbst davon betroffen und habe, trotz Erstdiagnose vor 20 Jahren, erst kürzlich erfahren, dass es auch hier quasi ein Spektrum gibt und ich eher zu den gescheiterten Narzissten gehöre. Ich war selbst auch ein riesengroßes Arschloch, bis ich ungefähr 33 Jahre alt wurde, aber das ist halt nur ein Teil der Störung, den ich zutiefst bedauere und der mir selbst immens schadet oder geschadet hat. In sozialen Medien höre ich immer nur, dass man Narzisst:innen tunlichst meiden sollte, was aber aus meiner Sicht zu undifferenziert ist.
8. November 2025 um 15:03
Da fällt mir die Reihe „Psycho“ auf Arte ein. Da werden Betroffenene verschiedener psychologischer Störungen interviewt und auch Fachexperten kommen dort zu Wort.
In der spezifischen Episode zu Narzissmus wurde sinngemäß resümert, dass Narzissten auch keine Psychopathen seien und Nähe zu anderen Menschen brauchen.
In der Dokumentation hab ich beim Schauen auch das Gefühl gehabt, mehr narzisstische Anteile in mir zu tragen, als es mir selbst bewusst war.
Die Dämonisierung rührt vermutlich daher, dass Menschen im Kontakt zu Narzissten durchaus Gefahr gelaufen geschädigt zu werden.
Das ist bei anderen ´Neurodivergenzen´ nicht unbedingt der Fall.
5. November 2025 um 13:48
Hi ihr,
will mich schon lang mal bei Euch melden, hab ca. alle Folgen eures Podcasts angehört und empfehle diese gerne weiter. Mir gefällt es viel besser, wenn ihr in einer Folge nur um ein Thema kreist, da kann ich auf meiner Walkingrunde gedanklich voll einsteigen. Kann es sehr nachvollziehen, dass es für Euer Arbeiten leichter ist mit zwei Themen, aber der Switch beim Zuhören ist schwierig & auch Folgen weiter zu empfehlen, ist komischer oder war schonmal komisch (a la im Gespräch ah zu dem Thema gibt’s ne nice Podcastfolge ich schick sie dir, aber in der Folge geht es AUCH noch um was ganz anderes), naja. Anders gesagt: hab mich über die Anderssein Folge sehr gefreut.
Und wollte inhaltlich ergänzen: für mich schwingt bei intro- oder extrovertiert auch immer die Frage mit „Was gibt mir Energie?“, also gibt mir mit Menschen sein Energie oder raubt sie sie mir und je nachdem bin ich gerade in einem intro- oder extrovertierten Modus (denn ich habe auf jeden Fall beide Anteile in mir).
Als Ergänzung zu Euren Gedanken (Schuld/Freizeit-)Angebote introvertiert-freundlicher zu gestalten, denke ich: es ist total ausschlaggebend, ob der Raum für mich sicher ist und ich mich deswegen wohl fühle vor Leuten zu sprechen. Und das kann z.B. in der Schule hergestellt werden, indem weniger gefragt wird „Was ist die richtige Antwort“ als „Was ist Deine Erfahrung mit dem Thema“.
Hoffe das ist verständlich. Ich sende sonnige Grüße und vielen Dank an Euch für Eure Arbeit.
8. November 2025 um 16:11
Tolle Episode.
An vielen Stellen hatte ich das Gefühl. Ich könnte dazu etwas im Kommentarbereich schreiben, aber ich versuche mich auf das Wesentliche zu Beschränkungen.
Zunächst finde ich es sehr sinnvoll, sich auf ein Thema pro Episode zu beschränken. Eure Themen haben fast durchweg das Potenzial sich mit diesen eine Stunde intensiv zu befassen. Ich werde mich bestimmt langfristig auch besser an die Folge „Anderssein“ erinnern können, als an die meisten zurückliegenden mit je zwei besprochenen Themen.
Bzgl. Otroversion musste ich deutlich zustimmen. Ich sehe mich mittlerweile tatsächlich in der Mitte angesiedelt. Die Dualität „Introversion“ und „Extraversion“ kann durchaus in die Irre führen. Ich hielt mich lange für introvertiert. Der Eindruck musste zwangsläufig für mich entstehen, da ich mich mit den lauten, bzw. sehr präsenten Menschen in den Vergleich gesetzt habe. Die Folge war eine verzerrte Wahrnehmung und Selbstverortung meinerseits innerhalb dieses Spektrums.
Otroversion würde ich für mich so charakterisieren: Ich bin durchaus gesellig und liebe es, mich in Gruppen mit Menschen zu begeben. Größere Veranstaltungen und auch die Erstbegegnung mit vielen neuen Menschen können mir schnell unangenehm werden. Auch bin ich niemand, der eine Bühne sucht oder im Mittelpunkt steht. Jedoch über mehrere Tage ohne Kontakt zu anderen Menschen zu sein, wird für mich auch schnell unerträglich.
Ansonsten musste ich öfter an dem in den Podcast nicht ausgesprochenen Begriff der „Individualisierung“ denken. Jener ist ein Grundlagenbegriff der modernen Soziologie.
Hier wird auch der Prozess beschriebenen, dass Menschen zunehmend individueller werden.
Das hat mit wirtschaftlichen Systemausdifferenzierungen zu tun.
U.a erfordert die Arbeitswelt immer mehr Spezialisten auf verschiedensten Gebieten.
Daran ist noch nicht einmal der Kapitalismus Schuld. Es reicht hierzu allein der technologische Fortschritt, der signifikante Bevölkerungsanteile aus der landwirtschaftlichen Arbeit heraus in viele andere Schaffensgebiete entlässt. Das war ein fortlaufender Prozess der letzten 150 Jahren und heute sind nur die wenigsten landwirtschaftlich tätig.
An der Stelle versuche mich mal einige meiner Gedanken abzukürzen und möchte auch etwas dagegen halten. Das „Anderssein“ wurde mir von euch etwas zu sehr gefeiert. Ich finde, dass es mittlerweile enorme Kehrseiten hervorbringt, wenn sich jeder nur in seinem Anderssein zu anderen erkennen möchte. Was haben wir am Ende dann noch gemeinsam?
In immer mehr demokratischen Staaten ist es kaum noch möglich stabile politische Mehrheiten zu finden.
Immer öfter bilden Wahlergebnisse, optimistisch betrachtet, auch die reale Beschaffenheit fragmentierter Gesellschaften ab.
Längst wurde der Begriff der Individualisierung auch zu einer Warnung vor „Hyperindividualsierung“, in derer die Gefahr liegt, dass die Gesellschaft sich als solche nicht mit erkennt und schätzt.
Auch ungewollte Einsamkeit, als ein großes Thema unserer Zeit, drängt sich mir da in Zusammenhang mehr als auf.